reichen Tanz der phäakischen Jugend, lassen uns den Werth erkennen,
Welchen bereits das hohe Alterthum auf die künstlerische Ausbildung der
Ürchestik gelegt haben mufs. In jenen Tänzen der Phäalien bewegten
sich die jungen Männer entweder im Chorreigen um den in der Mitte des
Kreises stehenden Sänger, oder zwei geschickte Tänzer führten einen Solo-
tanz auf. Dafs aber diese nach dem Rhythmus der Musik ausgeführten
Bewegungen nicht blos eine Gelenkigkeit der Beine, sondern auch eine Bieg-
samkeit des Oberkörpers, sowie eine rhythmische Bewegung der Arme in
sich schlossen, scheint aus den Worten Homer's hervorzugehen, in welchen
es heifst, dal's beide Jünglinge in oft wechselnden Stellungen getanzt haben.
Es lagen hierin also vielleicht bereits die Anfänge der Mimik, welche später
das Hauptmoment der Orchestik wurde. Hierdurch aber unterscheidet sich
die hellenische Orchestik hauptsächlich von der uusrigen. Die Darstellung
einer Empfindung, Leidenschaft oder Handlung durch Geberden, als natür-
liche Zeichen derselben, das war, wie Lucian sagt, der Zweck der Tanz-
kunst. Sie entfaltete sich aber, getragen durch die Lebhaftigkeit und das
dem Südliinder eigenthümliche mimischc Talent, sowie durch den den Hel-
lenen angeborenen Sinn für rhythmische Formen und Grazie, zur höchsten
Schönheit. Ebenso wie nun die Gymnastik und Agonistik als iicht volks-
thümlich so lange in ihrer ursprünglichen Reinheit sich erhielten, als das
sittliche Princip unter den Hellcnen überhaupt noch seine Geltung be-
wahrte, blieb auch die Orchestik, stets wach erhalten durch die Chorreigen
an den zahlreichen Festen der Götter, in den ursprünglichen Grenzen edler
Einfachheit. Nach und nach bildete sich jedoch mit dem sinkenden Ge-
schmack der späteren Zeit ein Vorurtheil gegen die Selbstbetheiligung am
Tanz aus, und so sehen wir, wie in der Agonistik die auf Glanz be-
rechnete Athletik, so in der Orchestik die Virtuosität einer handwerks-
miifsig getriebenen Mimik als höchstes Ziel hervortreten.
Eine Sonderung der Tänze nun nach ihrem Charakter in kriegerische
und gottesdienstliche erscheint schon deshalb als eine gewagte, weil eine
Verbindung aller derselben mit dem Cult ursprünglich Wenigstens vor-
herrschend war. Passender vielleicht würde die Eintheilung in bewalfnetc
und friedliche Tänze erscheinen, welche Plato als 1d nolsntxöv sfdog und
zö sigqwxöv bezeichnet. Unter den hVaifentiinzen, welche insbesondere dem
Charakter des Dorismus zusagten, wird als ältester, zugleich aber auch
als beliebtester Tanz die Pyrrhiche (nvdgiixq) erwähnt. Ihre Entstehung
fällt in eine mythische Zeit, indem bald der Kreter oder Spartaner Pyr-
rhichos, bald die Dioskuren oder auch des Achilleus Sohn Pyrrhos als
ihre Stifter angesehen wurden. Die Pyrrhiche bestand aus einem von