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Symposien.
Das
Gaukler.
voltigirten; Mädchen, welche nach dem Tacte der Musik eine grofse An-
zahl Reifen oder Bälle geschickt in die Höhe warfen und wieder auffingen;
andere, welche rückwärts übergebeugt eine fast unglaubliche Geschicklich-
keit im Gebrauch ihrer Füfse und Zehen entwickelten, oder den in unseren
Tagen so oft producirten Kugellauf auf einer Töpferscheibe ausführten.
Seiltänzer vollführten schon damals ihre gefährlichen Tänze und Sprünge
auf dem Seile, zu dessen Besteigung in Rom sogar Elephanten abgerichtet
waren, und Petauristen bewegten sich in F lugmaschinen von einer uns frei-
lich unbekannten Construction kühn durch die Lüfte. Auch für die klei-
neren Taschenspielerstücke überliefert uns Alkiphron eine niedliche Anek-
dote, in der es heifst, dafs ein Bauer, der staunend dem Becherspiel eines
Gauklers in Athen zuschaute, wie derselbe geschickt seine Kügelchen den
Umstehenden aus Nasen, Ohren und Köpfen herausescarmotirte, in die
Worte ausbrach: vMöge s0lch' eine Bestie nie auf meinen Hof kommen,
denn alsdann würde bald Alles verschwunden seinß Die Beschreibungen
dieser und vieler anderer halsbrechender Productionen, auf welche wir
im 100 noch einmal zurückkommen werden, sind uns von den alten
Schriftstellern in grofser Zahl aufbewahrt, und vorzugsweise eifern die
Kirchenvater in gerechtem Zorn gegen die an diesen Schauspielen sich
ergötzende Menge. Aber auch auf bildlichen Darstellungen finden wir einige
solcher weiblichen Gauklerinnen in allerlei abenteuerlichen Stellungen, so
dafs wir es uns nicht versagen können, wenigstens drei derselben hier
abzubilden. Auf dem ersten Bilde (Fig. 303) erblicken wir ein mit kurzen
Beinkleidern und einer die Haare zusammenhaltenden Kappe bekleidetes
Mädchen, Welches den von Plato (Euthydem. p. 294) und Xenophon (Sym-
pos. S 11) erwähnten gefährlichen Sehwertertanz (5; naxaigag xvßioräv)
Fig. 303.
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ausführt, indem es rückwärts und vorwärts über die mit den Spitzen nach
oben in den Boden gesteckten Schwerter Purzelbäume schlägt. Eine
ähnliche Darstellung finden wir auch auf einer unedirten Vase des Ber-
liner Museum. Auf dem zweiten Bilde (Fig. 304) füllt eine mit langen