Das Symposion.
Gaukler.
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bekleidete Jünglinge, die sich zu einem gemeinsamen Mahle vereinigt haben.
Das eigentliche Mahl scheint beendigt und der Nachtisch, wie die drei mit
Früchten und pyramidalisch geformten Kuchen bedeckten Tische beweisen,
bereits aufgetragen zu sein. Der Wein, welchen ein nackter, mit einer
Stirnbinde bekränzter Knabe aus dem mächtigen Krater kredenzt, hat
bereits die Gemüther der jungen Männer in eine gehobene Stimmung ver-
setzt, indem drei schöne Mädchen, welche vorher vielleicht schon Auge
und Ohr durch erotische Darstellungen und durch Gesang ergötzt hatten,
sich bereits zu den Jünglingen auf das Lager gesellt haben. Wir über-
lassen dem Leser die weitere Deutung der Situationen der einzelnen
Liebespaare und wollen nur noch mit wenigen Worten zum Verständnifs
des ganzen Bildes der Nebenliguren erwähnen. Zwei bekränzte Jünglinge
ruhen auf beiden Enden der Kline, von denen der eine den aus dem ge-
hobenen Trinkhorn iliefsenden Weinstrahl in eine Trinkschale auffangt,
der andere aber eine bereits gefüllte Schale sinnend in der erhobenen
Rechten emporhält, um sie den Liebenden zu kredenzen. Drei geflügelte
Eroten umgaukeln die Paare. Von links her schwebt Eros und scheint
mit der Bewegung seiner Hand den die Phiala füllenden Jüngling auf-
zufordern, die noch spröde Hetäre durch den Genufs des Weines für
die Liebcsanträge feuriger zu stimmen. I-Iimeros, der zweite der Eroten,
eilt mit der Tiinie in den Händen zu dem mittleren Paare hin, während
von rechts her Pothos, der Genius des sehnsüchtigen Verlangens, von dem
rechten zum mittleren Paare schwebt.
Gaukler beiderlei Geschlechts, welche bald einzeln, bald zu Banden
vereinigt die Welt durchwanderten und, wie es beim Xenophon heifst,
stets da, wo es viel Gewinn und viele einfältige Leute gab, ihre Schau-
bühnen aufschiugen, wurden häufig zu solchen Festivitäten herangezogen,
um die Gäste durch ihre Kunstproductioncn zu erfreuen. Dafs aber diese
Personen auch damals schon eben nicht des besten Rufes sich erfreuten, da-
iiir spricht der Yers des Manetho (Apotheles. IV, 276), in welchem sie als
wdie Vögel des Landes, der ganzen Stadt verwerflichste Brute bezeichnet
werden. Die Art ihrer Productionen war ebenso mannigfaeh, wie die
unserer herumziehenden Gauklerbanden, und selbst die schwierigsten Lei-
stungen auf dem Gebiete der Akrobatik und Jonglerie unserer Zeit finden
sich, freilich mit Ausnahme derjenigen, welche auf die neueren Entdeckun-
gen der Physik und Chemie basiren, bereits im Alterthume nicht allein
in der höchsten Vollkommenheit vor, sondern übertreifen sogar theilweise
an Kühnheit die der Neuzeit. Da gab es Gaukler und Gauklerinnen,
welche rückwärts und vorwärts bald über Schwerter, bald über Tische