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Das Symposion.
Commercen mit ihren Symposiarchen, den Präsides, den Rundgesängen,
dem Steigen und allen jenen Kunstausdriicken, welche zum studentischen
Cornment gehören, eine überraschende Aehnlichkeit mit den Gebräuchen
bei den Symposien der Alten. Der ungezwungene Ton, die dem Südländer
angeborene Lebhaftigkeit, sowie die oft geistreiche und witzige, zwischen
älteren und jüngeren Männern geliihrte Unterhaltung, wie sie Plato und
Xenophon in ihren Symposien, freilich in etwas idealer Auffassung, ge-
schildert haben, verliehen den Gelegen der Griechen jedesfalls einen eigenen
Reiz. Freilich gab, waren die Gemüther einmal durch den Wein erhitzt, die
Anwesenheit schöner Flötenspielerinnen und Kitharistrien, jugendlicher Skla-
ven und Sklavinnenl, sowie das Auftreten leiehtfertiger Mimen und Gaukle-
rinnen, den Trinkern nur allzuoft Gelegenheit, sich dem der Aphrodite Pan-
demos geweihten orgiastischen Cultus zu überlassen. Wurden doch diese
Symposien nicht selten in den l-ltiusern bekannter Hctären selbst gefeiert.
Eine solcher schwelgerischen Scenen, wie sie wohl das griechische Privat-
leben einer späteren Zeit vielfach geliefert. hat und von Vasenmalern häufig
auf "frinkgefäfsen dargestellt wurden, führt uns Fig. 302 vor Augen. Auf
einer mit gestickten Decken drapirten langen Kline ruhen hier drei halb-
1) Dafs solrhe jugendliche Sklavinnen als llluixmlscheillien bei ilen Symposien fungirlen,
dafür zeugt ein Bgsrelief (lllicnli, Tllalia avanli il (lominio (lei Romani. Atlas. pl. 107), wo
eine Dienerin aus (ler Oinochoi-T die Schalen der auf zwei Klinen gelagerten Paare füllt,
während drei Mädchen dazu auf der Flöte, Lyra und Syrinx concertiren.