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Das Schiß".
Die Mahlzeit.
lieh gewöhnlich als nowes longae bezeichnet werden. Die Seekriege und
der überseeische Verkehr erforderten aber neben den Kriegsschißen den
Bau flacherer SeeschilTe zum Transport von Kriegsmaterial, von Pferden
und Frachtgütern; erstere Gattung, die naves onerariae (gpograywyög
m17; oder 61907715101), waren etwa drei bis vier Mal so lang als breit,
letztere, mwes actuariae genannt und mit Segeln und Rudern ausgerüstet,
standen in der Mitte zwischen den naves mzerariae und longae. Endlich
erwähnen wir noch der leichtbeweglichen liburnischen Piratenschilfe (navis
Lilmrnay, welche in der Schlacht bei Actium wesentlich zum Seesiegc
des Augustus beitrugen und nach deren Muster später die meisten rö-
mischen Kriegsschißle gebaut wurden. Was die monumentalen Zeugnisse
betrifft, so bieten zwar eine Anzahl Basreliefs, geschnittener Steine und
Münzen eine Menge Darstellungen von Ruder- und Segelschiffen, von
Vorder- und Hintcrtheilen von Schiffen, von Aplustren, Rostren und an-
deren Schilfstheilen; alle diese Darstellungen auf römischen Monumenten
sind aber ebenso unzureichend für eine klare Veranschaulichung, wie die
auf griechischen. Keincsweges aber glauben wir, dafs durch den Bau
der Triere, welche auf Befehl des Kaisers der Franzosen vor wenigen
Jahren ausgeführt wurde, die höchst schwierige Frage über Anordnung
der Ruderreihen zur Genüge gelöst ist.
56. Waren in den vorhergehenden beiden Abschnitten die ernsten
Lebensverhältnisse besprochen worden, die den Mann zur Vertheidigung
des häuslichen Heerdes unter die Wallen riefen, so wollen wir jetzt zu
den heiteren Seiten des griechischen Volkslebens übergehen, wo der Mann
in den Freuden des Mahles, der heiteren Spiele, des Tanzes und der
seenischen Darstellungen theils im Hause, theils an den der Sehaulust
geweihten Stätten, eine Erholung fand. Im S33 haben wir bereits er-
wähnt, dafs der Hauptunterschied der Gebräuche bei den Mahlzeiten der
älteren von denen der späteren Zeit zunächst darin bestand, dal's in jener
das Mahl sitzend, in dieser jedoch in liegender Stellung (xawixlzaog) ver-
1 Anthony Rich ist in seinem sonst sehr [leifsig gearbeiteten ßWörterhuch der rö-
mischen Alterthümer e, übersetzt von C. Müller, Leipzig 1862, bei seinem Bestreben, jedem
Vlforte eine bildliche Belegstelle hinzuzufügen, leider nicht selten in den Fehler gefallen,
Machwerke früherer Jahrhunderte als Denkmäler elassiseher Zeiten aufzuführen. So u. a.
existiren unseres Wissens keine Medaillen der Kaiser Claudius und Domilianus mit der Ab-
bildung einer Liburna, wie dieselbe Rich seiner aufserdenn vollständig unbeglaubigten Erklä-
rung des Wortes Liburna hinzufügt. Die Zeichnung scheint ein Machwerk des Onuphrius
Panvinius zu sein.