Kriegerische Tracht.
Der Wagen und seine Bespannung.
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allerdings römischen Reliefdarstellung unter Fig. 287 abgebildete Streit-
wagen, auf welchen der Leichnam des Antilochos von seinen Freunden
gehoben wird. Ueber die Construction der im gewöhnlichen Leben ge-
bräuchlichen Wagen sind wir freilich sehr Wenig unterrichtet. An den
zweiräderigen Diphros sich anschliefsend erblicken wir
Figäss" zunächst auf Monumenten das Cabriolet. Die Con-
struction der Räder gleicht der des Streitwagens; auf
UM der Achse aber ruht ein auf drei Seiten mit einer Lehne
umgebencr Sitz (F ig. 288), auf welchem der Wagen-
lenker und die denselben begleitende Person ihren Platz
einnahmen. Auf einem anderen Vasenbilde (Gerhard,
auserlesene griech. Vasenbilder. Taf. CCXVII) ist der
Wagensitz vollkommen kastenartig gebaut, und auf ihm sitzt eine weib-
liche Gestalt; zu ihren Füfsen aber, hart an der Deichsel, sitzt der Wagen-
führer mit seitwärts herunterhängcnden Beinen, ähnlich wie noch heut die
neapolitanisehen Kutscher auf ihren leichten Cabriolets. Auf einer Münze der
Stadt Rhegium endlich erscheint ein Einspänner, auf welchem der Fuhr-
mann in hockender Stellung sitzt. Für diese verschiedenen Formen des
Cabriolets fehlen uns die Bezeichnungen. Die mit den Namen cimjm] und
äuafa bezeichneten Wagen scheinen auf vier Rädern geruht zu haben
und zum Transport mehrerer Personen, sowie von Gegenständen benutzt
worden zu sein. So z. B. diente die Hamaxa als ltlochzeitswagen, auf
welchem die Braut zwischen dem Bräutigam und dem Parochos ihren
Platz hatte, welcher Umstand schon für die gröfsere Breite dieses WVagens
spricht. Ueberhaupt war der Gebrauch von Fuhrwerken liir Vergnügungs-
fahrten oder auf Reisen unter den Griechen wohl ein sehr beschränkter.
Man zog es vor, zu wandern oder zu reiten.
In die Achse des Diphros wurde die Deichsel (ävpög) fest einge-
zapft, welche an ihrer vorderen Spitze einen oft als Thierkopf geformten
metallenen Beschlag hatte; in gleicher Weise waren auch die Enden der,
Achse häufig durch solche Beschläge verziert. An der Deichselspitze
wurde das Joch (Cvyöv) von Eschen-, Ahorn- oder Hagebuchenholz (Ar-
chäol. Ztg.1847. T. VI) mittelst eines sehr langen Riemens (CTJYÖÖEUMOV)
angebunden. Aufserdem verhinderten ein langer durch die Deichsel gehender
Nagel (iädrwg) und ein darüber gelegter Ring (xgixv?) das Abgleiten des
Joches. Das Joch selbst bestand aus zwei durch ein Querholz verbun-
denen hölzernen Halbringen, welche auf die Nacken der Zugthiere gelegt
wurden und auf ihrer unteren Fläche zur Vermeidung des Druckes aus-
gepolstert waren. Damit aber die Pferde das Joch nicht abschütteln
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