Gymnastik und
Agonistik.
Das Bad.
Kriegerische
Tracht.
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Zeit wurde der Nutzen des Bades, besonders vor der Mahlzeit, allgemein
anerkannt, obschon die Griechen in der verfeinerten Kunst des Badens es
nie so weit gebracht haben, wie die Römer. Namentlich aber war der
allzubäuiige Gebrauch von heifsen Bädern in Griechenland nicht beliebt.
Behufs der warmen Bäder gab es nun öffentliche und Privat-Badeanstalten
(ßalavsfa dmwäota und Ydwz), sowie auch in den Gymnasien den Badenden
besondere Räumlichkeiten angewiesen waren (vergl. S. 112). Nach den
Vasenbildern zu schliefsen, da die schriftlichen Nachrichten über die innere
Einrichtung der griechischen Bäder sehr sparsam sind, bestand das Bad
meistentheils im Begieiscn, im Abwaschen des Körpers aus den mit frischem
Quellwasser gespeisten Badebecken (vergl. S. 172, sowie die in Gerhards
vauserlesenen griechischen Vasenhildern Taf. CCLXXVIIK gegebene Dar-
stellung hadender Epheben), und endlich aus Schwitz- oder Dampfbädern
(rwgiat, nvgzazqgiat), in welchen die Badenden in freistehenden oder in
den Fußboden eingelassenen Wannen (nüsloa, homer. ädoilutväot) Platz
nahmen, und nach dem Bade sich vom Bader (ßalavsüg) oder den Bade-
dienern (rragaxürai) mit kaltem Wasser begiefsen liefsen. Nothwendig ge-
hörte aber zu einem Bade das Salbzimmer (älstmojgtov), in welchem der
Körper mit dem Schabeisen (vergl. S253 f.) gereinigt und mit feinem Oel
eingerieben, sowie zugleich auch wohl die übrige Toilette beendet wurde.
Erst in späteren Zeiten scheinen auch besondere Ankleidezimmer (ärrodv-
zvjgta) mit den Bädern verbunden gewesen zu sein. Die eigenthümliche
Einrichtung eines Frauenbades auf einem Vasenbilde haben wir bereits auf
S. 214 besprochen.
54. Dafs der Pflege der gymnischen Spiele das Streben, eine kriegs-
tiichtige Jugend heranzubilden, zum Grunde lag, geht aus der Natur der
meisten derselben hervor. In der Gymnastik erkannten die Griechen, wie
Lucian sich ausdrückt, eine Vorbereitung für den bewailneten Kampf, denn
Leute, deren nackte Körper auf diese YVeise geschmeidiger, gesunder, kräf-
tiger, dauerhafter und behender gemacht waren, mufsten, wenn es gäli,
ungleich bessere Soldaten abgeben und dem Feinde desto furchtbarer werden.
Der praktischen Anwendung der auf den Ringplätzen erlangten Gewandt-
heit für den Kampf werden wir uns mithin jetzt zuzuwenden haben, wobei
unser Augenmerk jedoch vorzugsweise auf die einzelnen Walfenstücke und
ihre Verwendung gerichtet sein wird; eine Erörterung der verschiedenen
Phasen, welche die Taktik der Griechen durchlaufen hat, wird freilich nur
soweit hier ihre Stelle finden, als damit eine Veränderung der Bewaffnung
verbunden war. Zugleich bemerken wir, dal's wir die Beschreibung jener