Gymhastil: und Agonistik.
Ringkampf.
Der
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einander gestemmt, sich an den Armen zu Fassen trachten. Die Griechen
unterschieden nun zwei Arten des Ringkampfes, nämlich denjenigen, in
welchem die Ringer aufrecht stehend einander niederzuwerfen strebten
(ndhy 693-1), 5936er) und niedergcworfen sich zu einem neuen Kampfe
erhoben. War der Gegner in einem und demselben Kampfe dreimal nieder-
geworfen, so mufste er sich besiegt erklären. Die andere Art des Ringkampfes
bildete die Fortsetzung des ersteren und bestand darin, dal's, sobald der eine
Ringer zu Boden gefallen war, der andere aber auf ihm liegend jenen am
Aufstehen zu hindern strebte, sie in dieser liegenden Stellung den Kampf
fortsetzten (oilivdqotg, xzilwrg). Beide Gattungen des Kampfes wurden nach
gewissen Kunstgrilfen ausgeführt, welche vorzugsweise den Zweck hatten,
den Gegner am freien Gebrauch der Arme und Beine durch Umschlingung
derselben zu hindern. Mit
g_i_ Flg 256 erhobenen Armen näher-
r ten sich beim Beginn des
5 " Kampfes zuerst die Gegner
[ä l i (Fig. 256), nahmen, indem
sie das rechte Bein vor-
streckten, mit anfangs zurückgezogenem Oberkörper eine feste Ausfallstellung
(äyißolai) an und nun begann der Kampf mit den Händen und Armen
(Figßöß), wofür die allgemeine Bezeichnung dgdoosiv war und bei welchem
jeder die Arme und Schultern des Angreifers zu packen und zu umklam-
mern suchte. Ein anderes Schema (dxüaa), denn so hiefsen die Schulgriife,
bildete der Beinkampf, den schon Odysseus in dem oben gedachten Ring-
kampf anwendete, indem er dem Aias mit den Fersen einen solchen Schlag
in die Kniekehle versetzte, dafs derselbe zusammensank (Örrälvds 65 yvia).
Ebenso kunstgerecht war unstreitig der mehrfach auf Vasenbildern dar-
gestellte Beinkampf, bei welchem der eine Kämpfer das Bein seines Gegners
mit den Händen emporhebt und so denselben zum Fallen bringt (Monu-
menti dell' Instit. Vol. I, 22. N0. 8b), oder das Umsehlingen der Beine
heim Stehkampf, welches, sobald die Itinger zu Boden gesunken waren,
hier namentlich fortgesetzt wurde, um das Aufstehen des Gegners Zll
verhüten. Diesen Beinkampf, auf dessen sehulgerechte Erlernung ein grofses
Gewicht gelegt und der mit dem Ausdruck Ürrooxeüßsnl, ein Bein stellen,
bezeichnet wurde, lernen wir besonders deutlich durch die Betrachtung
der berühmten Ringergruppe aus Marmor zu Florenz (Fig. 257) verstehen.
Der oben liegende Ringer hat sein linkes Bein fest um das seines Geg-
ners geschlungen; zwar bemüht sich der Besiegte, mit Hülfe des frei-
gebliebenen linken Arms und rechten Knies sich zu erheben, aber bereits