beiden verschwunden {zu sein, weshalb auch Vitruv die gesammte Anlage
für die gymnischen Spiele mit dem Namen Palästra bezeichnen konnte.
In Athen waren die Gymnasien ölfentliche, theils auf Staatskosten, theils
aus Mitteln von Privaten erbaute Anstalten, in welchen die Epheben und
Männer verkehrten und hier durch Leibesübungen und heiteres und be-
lehrendes Zusammenleben in gleicher Weise für die Kräftigung des Leibes
wie des Geistes sorgten. Dort befanden sich das Lykeion, der Kynosarges,
die Akademie, das Ptolemaion, das prachtvoll gebaute Gymnasien des Ha-
drianus, sowie das kleine Gymnasien des Hermes. Bei weitem gröfser aber
war die Zahl der Palästren in Athen. Sie waren nur Privatinstitute ein-
zelner Pädotriben und ausschließlich für den Unterricht der Knaben in
der Gymnastik bestimmt. In kleineren Städten hingegen mögen wohl die
beschränkten Mittel eine Vereinigung der Jugend mit den Erwachsenen in
einem und demselben Raume erfordert haben. Falsch ist aber jedesfalls die
Ansicht, dafs die Palästra ausschliefslich der Tummelplatz für die Athleten
gewesen sei. Diese locale Trennung der Uebungsplätze der reiferen Jugend
und der Männer von denen der Knaben, welche auch aus Rücksicht auf
die Sittlichkeit für nothwendig erachtet wurde, ergab aber auch eine Sonde-
rung der Leibesübungen in leichtere und schwerere, je nach den Alters-
classen, von welchen dieselben geübt wurden. Als solche auch in ihren
Leistungen geschiedene Altersgenossenschaften der Knaben erscheinen die
rraideg veairsgot und HQEGßÜTSQOL oder die rrgaim; und öavräga älixia,
jene die jüngeren, diese die etwas älteren Knaben umfassend, an die sich
eine dritte Altersstufe, die zgiw; fjlueia, anreihte, zu welcher wohl die-
jenigen Knaben gehören mochten, welche auf dem Uebergange vom Knaben-
zum Ephebenalter standen und die sonst auch mit dem Namen der cäyävezoo
bezeichnet wurden; ähnliche Classen mögen auch bei den Epheben he-
standen haben. Besonders scharf waren aber diese Altersgenossenschaften
in Sparta abgegrenzt, wo jede derselben eine Stufe des spartanischen Ab-
härtungssystems durchzumachen hatte.
Bevor wir jedoch zur Betrachtung der einzelnen Leibesübungen über-
gehen, wollen wir einige Bemerkungen über die in den nachfolgenden Ab-
schnitten mehrfach in Anwendung kommenden Benennungen: Gymnastik,
Agonistik und Athletik vorausschicken. Mit dem Namen Gymnastik (yvnva-
anmj) zunächst bezeichnen wir alle körperlichen Uebungen, welche nach
gewissen Regeln unternommen, auf die Kräftigung einzelner Gliedmafsen,
sowie des ganzen Körpers einzuwirken bestimmt sind. Liegt es nun auch in
der Beschaffenheit einzelner dieser Uebungen, wie im Lauf, Sprung undWurf,
dal's dieselben von einer Person ohne Gegner (äwaywvaozojg) geübt werden