Toukuust.
Blascinstrumente :
Aulos.
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Musik des Blaseinstrumentes, und so charakterisirt diese Sage bereits den
Kampf der Kitharodik mit der Aulodik. Erst nach langen Kämpfen fand
das Flötenspiel in Griechenland eine günstigere Aufnahme. Gehörte nun
auch die Erlernung des Flötenspiels mit zu der musikalischen Ausbildung
der Jugend in Athen, so hat sich dasselbe hier nie so dauernd eingebür-
gert und fand keine so ungetheilte Anerkennung, wie in Boeotien, dessen
Einwohner es auf diesem Instrument zu einer grofsen Virtuosität brachten,
wozu vielleicht auch der Umstand beitrug, dal's in den sumpfigen Niede-
rungen bei Orchomenos ein für die Anfertigung der Flöten höchst taug-
liches Schilfrohr wuchs.
Was das Material des Aulos betrilft, so wurden dazu, aufser Schilf-
rohr, Buchsbaum oder Holz vom Lorbeerbaum, sowie die Röhrknochen
des Hirsches und Elfenbein benutzt, während Metall wohl nur zur Ver-
zierung dieser Instrumente angewendet wurde. Anfänglich hatte der Aulos
nur drei oder vier Löcher (rgrjpara, zgvnojuaza, rragazgvnvjnvezoe),
deren Zahl Diodoros von Theben vermehrte. Seitenlöcher, welche durch
Klappen regiert werden konnten, vervollständigten später noch den Aulos.
Geblasen wurde das Rohr mittelst eines Mundstücks, welches bei dem
jedesmaligen Gebrauche aufgesteckt, sonst aber in einem dazu bestimmten
Behälter (ylwddoxopsiov) aufbewahrt wurde. Das Rohr (ßöaßvä) selbst
aber war meistentheils gerade, mitunter jedoch auch nach seiner unteren
Mündung zu aufwärts gekrümmt und erweiterte sich daselbst, nach
Mafsgabe der Stärke des Tones, welchen das Instrument zu erzeugen
hätte, mehr oder weniger. Die einfachste und älteste Form des Aulos ver-
gegenwärtigen uns die Darstellungen Fig. 2446 und n. ln den Händen
dieser beiden, Hirten darstellenden Statuen erscheint der Aulos in seiner
ursprünglichsten Form als kurze Schalmei, wie die Hirten sich solcher
zu bedienen pflegten. Die Gestalt des Mundstücks aber wird aus den
unter Fig. 244 a, d, e, f abgebildeten Auloi klar. Isläuliger jedoch als das
aus einem Rohre bestehende Clarinet (uävavlog, uovoxoilayog), auf
welchem z. B. die den panathenäischen Festzug begleitenden Auleten am
Fries des Parthenon spielen, kam das Doppel-Clarinet, welches die
Römer mit dem Ausdruck tibiae geminae bezeichneten, in Anwendung.
Es war aus zwei Röhren gebildet, welche entweder mittelst eines ge-
meinsamen oder zweier gesonderter Mundstücke (Fig- 244 (I, d, 6', f, i,
k, l) gleichzeitig geblasen wurden und zusammen ebenso viel Töne
als die Syrinx umfafsten. Das mit der rechten Seite des Mundes ge-
blasene und mit der rechten I-Iand gespielte Rohr enthielt etwa drei Ton-
löcher und hiefs tibia dextra oder auch das männliche Clarinet (01316;