Tonkunst.
Saiteninstrumente :
Kithara,
Phorminx, Trigc
B011.
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thara aber ist für uns gerade ein Hauptmoment für die Annahme, dafs
die Erfindung derselben einer späteren Zeit angehört haben mufs, als die
der Lyra, deren Zusammensetzung aus der Sehildkrötenschale und den
Ziegenhörnern auf einen primitiven Standpunkt der Technik hinweist.
Thrakien scheint die Heimath der Lyra gewesen zu sein"; dort sollen
Orpheus, Musaios und Thamyris als Meister auf derselben aufgetreten
sein, und von dort kam dieselbe wohl mit dem orgiastischen Cult des
Dionysos, bei welchem, wie aus den Monumcnten hervorgeht, die Lyra
vorzugsweise gebraucht wurde, nach Griechenland. Hier aber bildete die
Erlernung des Spiels der Lyra in der Erziehung der Jugend den Aus-
gangspunkt fiir die musikalische Ausbildung; ihr wurde im Alltags-
leben, namentlich bei den heiteren Gelagen, neben der Flöte der Vorzug
vor allen anderen Saiteninstrumenten gegeben. Üie Kithara hingegen,
welche aus Asien über Ionien nach Griechenland gekommen zu sein scheint,
kam bei den musikalischen Wettkämpfen, bei Opfern und Pompen, wie
unter anderen Beispielen aus dem panathcnäisehen Festzuge am Fries des
Parthenon ersichtlich ist, in Anwendung, und stets erschienen die Cither-
spielenden bei solchen festlichen Gelegenheiten in der der Würde der Hand-
lung angemessenen Tracht der Kitharöden, d. h. bekränzt und in langen,'
faltenreichen Festgewändern. Dafs bei den Griechen ein wesentlicher
Unterschied zwischen dem Saiteninstrumente, welches sie mit dem Namen
Phorminx bezeichneten, und der Kithara bestanden habe, scheint nicht
denkbar, da im Homer ganz gleichbedeutend die Redensarten (pögytyyt
xsäagifsrv und auf der xiäagn; rpognßszv gebraucht werden. Die von
Hesychius aufgestellte Erklärung der Phorminx als einer um die Schul-
tern mittelst eines Bandes getragenen Kitharis (cpdgytyf. zofg 1551.01;
qrsgonävq xiöagag), mufs jedoch als eine durchaus mifsglückte bezeichnet
werden. Wenn in früherer Zeit aber ein Unterschied zwischen beiden
Instrumenten bestand, so konnte derselbe nur in der Bauart oder in der
Besaitung, nicht aber in dem wohl bei allen Formen der Kithara ge-
bräuchlichen Tragriemen zu suchen sein.
Als dritte Gattung der Saitenspielc bezeichnen wir eine durch mo-
numentale Abbildungen verbürgte Form von Instrumenten, Wßlßhß in
ihrer Gestalt unserer Harfe ähnlich ist, und von den Archäologen ge-
wöhnlich als Trigonon (rgiywvov) bezeichnet wird. Wie schon de? Name
andeutet, war die Form dieses aus Syrien oder Phrygien stammenden
Saitenspiels eine dreieckige. Gerechtfertigt erscheint es mithin, wenn wir
jener dreieckigen Harfe, auf welcher auf dem unter Fig. 239 abgebildeten
Vasenbilde eine der Musen spielt, sowie dem unter Fig. 241f dargestellten,