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Tonkunst.
Saiteninstrumente
Kithara.
dünnen Holz-, Metall- oder Elfenbeinplatten wird hier ein meistentheils
viereckiger, nicht selten jedoch auch halb oval gebildeter Schallkasten her-
gestellt, welcher zur Verstärkung der Resonanz in zwei ebenfalls hohle
Arme-verlängert ist, die an ihrer Basis wenigstens dieselbe Dicke wie der
Schallkasten haben. Die Gröfse des letzteren, die Entfernung der Arme
von einander, sowie ihre Länge, richtete sich einmal nach der gröfseren
oder geringeren Zahl der Saiten, mit welchen das Instrument bespannt
werden sollte, dann nach der stärkeren oder schwächeren Resonanz, welche
man dem Instrumente zu geben beabsichtigte, endlich nach des Instru-
mentenbauers (Ävgonoaög) Geschmack, welcher bei der Ornamentirnng gerade
dieser Form von Saitenspielen sich im reichsten Mafse entfalten konnte.
Die Stärke des Schallkastens mag wohl ungefähr der unserer Guitarren
gleichgekommen sein. Von den mannigfachen Formen, unter denen die
Kithara auf Denkmälern erscheint, haben wir unter Fig. 241 a, b, c, d, e
eine kleine Auswahl getroifen. Sie gleichen theilweise, namentlich die unter
Fig. 241.
ß
c abgebildete, vollkommen der noch heutzutage in Süddeutschland gebräuch-
lichen Cither. Sämmtliche Formen haben fast durchweg etwas Gefälliges;
besonders aber machen wir auf jene unter d dargestellte Prachtkithara
aufmerksam, in welcher wir unstreitig eine Nachbildung der oftmals aus
Metall oder Elfenbein verfertigten Kitharen erkennen dürfen. Dieser von
uns aus der Vergleichung der Construction der Schallkasten gefolgerte
Unterschied zwischen der Kithara und Lyra, wie solcher aus der Musterung
der Monumente sich ergiebt, findet sich nun freilich von den griechischen
Schriftstellern nicht ausgesprochen. Dafs aber auch das Alterthum unter-
scheidende Merkmale für diese beiden Gattungen der Saiteninstrumente
annahm, geht aus den schriftlichen Zeugnissen deutlich hervor, und wird
vorzüglich durch das unter Fig. 239 abgebildete Vasenbild bestätigt, auf
welchem die drei Musen als Repräsentantinnen der drei Hauptformen der
besaiteten Instrumente erscheinen. Die kunstreichere Construction der Ki-