Nur ein an seiner oberen Kante gekrümmter Steg, wie der bei unseren
Streichinstrumenten gebräuchliche, durch welchen die Saiten in eine ver-
schiedene Höhenlage gebracht werden, ermöglicht den Gebrauch des Bogens.
Instrumente jedoch, bei denen wie bei unseren Guitarren die Saiten in
gleicher Höhenlage liegen, bedingen den Gebrauch der Finger zum Spiel.
Mit den Fingern wurden daher im Alterthum die Saiteninstrumente gespielt.
Jedoch bediente man sich auch statt oder neben derselben häufig einer
kleinen geraden oder gebogenen Schlagfeder aus Holz, Elfenbein oder Metall,
nlvjxrgov genannt, mit welcher der Spielende die Saiten schlug. Finger
und Plektron kamen entweder gleichzeitig oder einzeln beim Spiel in
Thiitigkeit. Das Plektron aber, dessen Gestalt, sowie die Art seiner An-
Wendung die Abbildungen Fig. 2400, e, g erläutern, wurde stets mit der
rechten Hand geführt, und war zur Bequemlichkeit des Spielenden an einem
langen Bande (Fig. 240g) befestigt. Vorzugsweise die gröfseren Saiten-
instrumente, welche mit beiden Händen, oder mit dem Plektron in der
rechten und mit den Fingern der linken Hand gleichzeitig gespielt wurden
(vergl. Fig. 240a und e), brachte man mittelst eines um die Schultern ge-
schlungenen Tragriemens in eine halbschwebende Lage, während die-
jenigen Saitenspiele, welche nur mit den Fingern der rechten Hand oder
mittelst des Plektron geschlagen wurden, auch ohne Band im linken Arme
ruhen konntenl. Dieser 'I'ragriemen, welcher mittelst Ringen an der vor-
deren und hinteren Fläche des Resonanzbodens befestigt war, ist am deut-
lichsten an der Statue des Apollon im Museo Pio Clementino ersichtlich,
welche den Gott in den Gewändern eines Kitharöden, zur Kithara singend,
darstellt (Müllefs Denkmäler Thl. I. N0. 141 a; vgl. eine Statue des Apollon
aus derselben Sammlung, ebendas. Thl. II. No.132). Auf Vasenbildern
freilich haben die Maler bei der Darstellung von Kitharöden diesen Trag-
riemen fast durchgängig ausgelassen; ein Blick auf das gleichsam in der
Luft schwebende Instrument, sowie auf die Stellung der Arme und Hände
des Spielenden genügt jedoch, uns von der Nothwendigkeit desselben zu
überzeugen.
Betrachten wir nun einerseits die grofse Menge verschiedener Formen
von Saiteninstrumenten, welche uns auf antiken Bildwerken überliefert
sind, andererseits aber die zahlreichen Benennungen, mit welchen die alten
Schriftsteller die Instrumente nach der Zahl ihrer Saiten und ihrer Con-
struction unterscheiden,
lichkeit heraus, für die
so stcllt sich auch hier wiederpm die Unmög-
technischen Ausdrücke in jedem Falle die rich-
1 So sind auch im Hymnus
mßregiCwv zu verstehen.
auf den Hermes
432
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