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Erziehung.
Schrei
bmaterialien.
destens ebenso alt aber, als der Gebrauch des Papyrus, war der von
Fellen (dupääga) als Schreibmatcrial. Die Ionier sollen, wie Herodot
berichtet, schon seit den ältesten Zeiten Ziegen- und Schaffelle dazu ver-
wendet haben. Die feinere Bearbeitung dieser Häute jedoch soll erst unter
Eumenes II. in Pergamum erfunden worden sein, daher der Name rrsgya-
prjvq, Pergament. Die beschriebenen Papyrus- und Pergamentblätter pflegte
man auf Stäbe aufzuwickeln (Fig. 237 e) und in Kapseln aufzubewahren.
Einen solchen durch einen Deckel verschliefsbaren Kasten mit Schriftrollen
1,1mm 238 (xzilrvdgoi) hat Klio auf einem herculanischen Wand-
g gemälde neben sich am Boden zu stehen (Fig. 238),
während sie in ihrer erhobenen Linken ein halb auf-
ä gerolltes Blatt hält, auf welchem die Worte KAEISZ.
q „ ICTOPIAN (Klio lehrt die Geschichte) zu lesen sind.
Die Tinte (16 yslolv) wurde aus einem schwarzen
Farbestoile bereitet und in einem metallenen, mit einem Deckel versehenen
Tintefafs (nslavdäxov oder nüfzg) aufbewahrt, welches, wie aus dem
unter Fig. 237d dargestellten hervorgeht, mittelst eines Ringes am Gürtel
befestigt werden konnte. Die doppelten Tintefzisscr aber, welchen wir
auf Denkmälern mehrfach begegnen, waren wahrscheinlich zur Aufnahme
schwarzer und rother Tinte bestimmt, welche letztere häufig benutzt wurde.
Zum Schreiben auf Papier oder Pergament diente das memphitische, gni-
dische oder anaitiscbe Schilfrohr, xoilzxnog (Fig. 237 d), welches wie unsere
Federn vorn zugespitzt und gespalten war. Wie schon oben bemerkt,
war es die allgemeine Sitte der Erwachsenen, auf der Kline bingelagert,
das gebogene Bein als Unterlage für das Blatt zu gebrauchen, oder auch
auf niedrigen Sesseln sitzend, die Kniee als Stützpunkt für den Schreib-
apparat zu benutzen. In dieser sitzenden Stellung sehen wir auf einem
Vasenbilde (Panofka, Bilder antiken Lebens. Taf. I, Fig. 11) einen in einer
Schriftrolle lesenden Epheben, und diese Stellung nahmen auch wahrschein-
lich die auf den stufenartig ansteigenden Schulbiinken (ßdäga) sitzenden
Knaben in der Schulstube ein. Nach der Absolvirung des ersten Ele-
mentarunterrichts wurde der Knabe mit den nationalen Dichterwerken,
namentlich mit den homerischen Gesängen, bekannt gemacht, und durch
das Auswendiglernen und Declamiren derselben wurde mit der Begeiste-
rung für die daselbst geschilderten Charaktere zugleich das Nationalgefiihl
rege erhalten.
51. Der Unterricht in der Tonkunst bildete den zweiten Theil der
allgemeinen Bildung, welche die Griechen mit dem Namen äyxzixlzog non-