Die Erziehung.
Schreibmaterialien.
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Lehrer gelegentlich wohl auch dem Knaben die Hand zu fuhren pflegte.
Als Schreibmaterial dienten zuniichst mit WVachs überzogene Täfelehen
(nivaxsg, nwoima, dehnt), auf welche die Schrift mittelst eines Griffels
(drzjlog, ygacpsfov) eingeritzt wurde. Der Grilfel, aus Metall oder Elfen-
bein verfertigt, war an der einen Seite behufs des Schreibens zugespitzt,
F. 9 während das andere Ende falzbein-
'10: -37.
b artig abgeplattet oder gebogen war
A) (Fig.237 a), um die Schrift stellen-
W 5 ewig j, weis auswischen und die radirte
hA Nläi-x, i Stelle wieder glätten zu können.
a, "x 3„ Jenes unter Fig. 23712 abgebildete
Falzbein aber, welches an seiner
" b ' "l " breiten Seite ungefähr die ganze
Breite eines Tiifelchens haben mochte, diente wahrscheinlich dazu, um den
Wachsüberzug der Tafel mit einem Male gleichmäfsig zu ebnen. Mehrere
solcher Wachstafeln konnten nun buehförmig zusammengeheftet werden und
so entstanden die rrolwfrrzvxa: dälzot, von denen wir unter Fig. 2370
ein Beispiel vor Augen haben. Aufser zum Gebrauch in der Schule
wurden aber die Wachstafeln im gewöhnlichen Leben zu Briefen, Notizen
und Concepten benutzt. Mit einem solchen Doppeltäfelchen (däluov di-
nzvxov) in der l-Iand erscheint auf einem reizenden pompejanisehen Wand-
gemälde. (Museo Borbonico Vol. VI. Taf. 35) ein junges Mädchen, welches,
gleichsam über den Inhalt des Briefes naehsinnend, den Grilliel an das
Kinn hält, während die hinter ihr stehende Amme neugierig über ihre
Schultern hinweg den Inhalt des Liebesbriefes zu entzilfern sucht. Neben
diesen Schreibtafeln war aber schon vor Herodot das aus dem Bast der
ägyptischen Papyrusstaude angefertigte Papier (ßißlog) im Gebrauch. Man
schnitt nämlich zur Anfertigung dieses Papiers den drei bis vier Fufs langen
Papyrusstengel der Länge nach auf, entfernte die obere Rinde und löste
dann mit einer Nadel die übereinanderliegenden bastartigen Häute ab,
welche in etwa zwanzig Lagen (philurae) das Mark des Stammes um-
geben. Die innersten Bastlagen waren zur Herstellung des Schreib-
papiers am geeignetsten, während die äufseren nur zu Packpapier ("TV
poreliva), die Rinde aber zu Stricken verarbeitet wurden. Je nach seiner
Feinheit hatte das Papier einmal nach den Fabrikorten in Aegypten, "wo
noch bis in die späteste römische Zeit sich der Hauptmarkt für Papier
hielt, seine Beinamen, wie charta Aegyptiaca, Niliaca, Saitica, T aneotica,
dann zur römischen Kaiserzeit nach Kaisern und Kaiserinnen, wie charta
regia (ßaozlamf), Augusla, Liviana, Fanniana, Claudia, Cornelia. Min-
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