Volltext: Das Leben der Griechen und Römer

Die Erziehung. 
Die 
Geburt. 
Kinderspielzeug. 
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Namcngebung an. Die antike Wiege bestand in einer flachen Korbschwinge 
(lixvov), wie wir solche auf einem Terracotta-Relief im britischen Museum 
finden, in der der kleine Dionysos von einem thyrsusschwingenden Satyr 
undleiner fackelschwingenden Bacchantin getragen wird. Eine anders ge- 
formte Wiege, welche den Vortheil darbot, dal's dieselbe vermittelst ihrer 
Handhaben leicht transportirt und, an Stricken aufgehängt, in schaukelnde 
Bewegung gesetzt werden konnte, ist jene schuhförmige, aus Flechtwerk 
hergestellte, in welcher wir auf einem Vasenbilde 
Fig. 236. den an seinem Petasos kenntlichen kleinen Hermes 
erblicken (Fig. 236). Wiegen, ähnlich den bei uns 
üblichen, gehören aber erst einer späteren Zeit 
'55 an. Das [Einsingen der Kindpr, durch Wiegenlieder 
gqozäoißß (ßüDZlXÄlNLLWf-Ot, xograifiiavxa qoug) lIl den Schlaf, 
ußseßhnaä; sowie das Linschlafem derselben durch schau- 
kelnde Bewegung war eine bereits im Alterthum 
allgemein verbreitete Sitte. Was nun die Ernährung des Kindes betrifft, 
so war es schon in der homerischen Zeit üblich, von Ammen (151317) die 
Mutterpflichten versehen zu lassen, ein Brauch, der in den ionischen 
Staaten später ganz allgemein wurde; reichere Athener übergaben ihre 
Kinder zu diesem Zwecke spartanischen Ammen, als vorzugsweise kräf- 
tigen Personen. War aber das Kind der Brust entwachsen, so trat die 
Wärterin  zgorpög) an Stelle der Amme, welche mit breiartigen Stollen, 
namentlich mit Honig, dasselbe ernährte und in Gemeinschaft mit der 
Mutter die Pflege übernahm. 
WVie bei uns bildete die Klapper (nlarayvj), deren Erfindung dem 
Archytas zugeschrieben wurde, auch damals das erste Spielzeug der 
Kinder, denen sich für die etwas erwachseneren allerlei anderes Spielzeug 
anreihte, theils solches, welches die Kleinen sich selbst verfertigten, theils 
auf dem Markte käufliches. Da gab es bemalte Thonpuppen (xögat, 
xogonldäot, xogorrlviozut) in menschlicher und Thiergestalt, wie Schild- 
kröten, Hasen, Enten und Aifenmüttcr mit ihren Jungen im Arm, welche 
in ihrem hohlen Körper klappernde Steinchen bargen, wodurch sich dißSe 
Figürchen, sowie durch den Umstand, dafs sie häufig in Gräbern von Kindern 
gefunden werden, als Kinderspielzeug ausweisen. Ferner Wägelchen aus I-Iolz, 
wie wir einen solchen auf einem Vasenbilde (Panofka, Bilder antiken Le- 
bens. Taf. I, 3) an der Hand eines Knäbleins erblicken, der einen Hund 
mit einem Kuchen an sich lockt; Häuser und Schiffe aus Leder und alle 
jene selbstverfertigten Spielzeuge, in deren Erfindung die Kinder ein so 
reiches Talent zu entwickeln pflegen. Bis zum sechsten Jahre nun wuchsen
	        
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