der Here Teleia und der Artemis Eukleia, dargebracht wurden. Das
Brautbad (lovrgöv vvyuptxöv) war die zweite Ceremonie, welcher sich
sowohl die Braut, wie der Bräutigam vor der Hochzeit unterziehen mufsten.
In Athen lieferte schon seit uralter Zeit die Quelle Kallirrhoe, welche,
seitdem sie von Peisistratos gefafst werden war, den Namen Enneakrunos
führte, das Wasser für dieses Brautbad. Nach den über diesen Punkt
divergirenden Zeugnissen alter Autoren war ein Knabe oder ein Mädchen
(lovzgotpögog) mit dem Geschäft des Wasserholens betraut. Für die
Annahme, dafs eine Jungfrau jedesmal mit dem Geschäft des Wasserholens
zum Brautbade beauftragt gewesen sei, spricht unter anderen Zeugnissen
ein archaisches Bild auf einer volcenter Islydria (Gerhard, auserlesene grie-
chische Vasenbilder. III. 306). Links vom Beschauer erblicken wir, wie
die hinzugefügte Inschrift besagt, die heilige Quelle Kallirrhoe, welche
aus einem unter einem dorischen Vorbau angebrachten Löwenkopf hervor-
sprudelt. Eine Jungfrau, mit dem für Lustrationen üblichen Lorbeer- oder
Myrthenzweig in der Hand, schaut sinnend auf die Ilydria, in welche
sich das für das Brautbad bestimmte Wasser ergiefst. Fünf andere Jung-
frauen nehmen den übrigen Raum des Bildes ein. Einige von ihnen, mit
leeren Ilydrien auf den Köpfen, scheinen darauf zu warten, bis an sie
die Reihe des Wasserschöpfens kommt, andere dagegen schicken sich mit
ihren gefüllten Gefafsen zum Heimweg an. Eine, wie Gerhard meint, im
festlichen Zuge vereinigte Schaar von Jungfrauen hier anzunehmen, dem
widersprechen die schriftlichen Zeugnisse des Alterthums gänzlich. Bei
der grofsen Bevölkerung Athens und der daselbst herrschenden Sitte, die
Hochzeiten vorzugsweise im Gamelion, dem Ehemonat, zu begehen, mufsten
selbstverständlich mehrere Hochzeiten auf einen und denselben Tag fallen
und ein Sichbegegnen der von den verschiedenen Brautpaaren abgesandten
Jungfrauen am Brunnenquell mochte mithin wohl oftmals stattgefunden
haben. Eine solche Scene eben hat hier der Vasenmaler dargestellt.
Am Hochzeitstage nun, nachdem im elterlichen Hause der Braut das
Hochzeitsmahl (Öoivq yoqmmf) ausgerichtet war, bei welchem auch gegen
die sonst übliche Sitte Frauen gegenwärtig waren, wurde die Braut im
FeSlSchmuck mit Eintritt der Dunkelheit aus ihrer mit Laubgewinden be-
kränzten Wohnung zu Wagen (ägß änvifqg) vom Bräutigam heimgeführt.
Auf diesem hatte die Braut ihren Platz zwischen dem Bräutigam und dem
Brautführer (nagoivvyqvog, rroigoxog), einem vertrauten Freunde oder Ver-
wandten des Bräutigams. Unter Anstimmung des Hymenlios mit Flöten-
begleitung und unter freudigem Zuruf aller Begegnenden bewegte sich
der Zug langsam bis zum laubgeschmückten Hause des Gatten. Die