Das Frauenleben.
Die Handmühlcn.
Das Bad.
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der Gewänder a.en Waschgruben der Phaeaken beschäftigt erscheint, so
liegt, wenn wir überhaupt obige Darstellung mythologisch deuten wollen,
wohl die Vermuthung nahe, dafs hier der Vasenmaler bei seiner Zeich-
nung ebenfalls jene Königstochter im Sinne gehabt habe, wie sie von ihren
beiden Dienerinnen die Gürtel, feinen Gewänder und Teppiche aus dem
väterlichen Palast zum Transport nach dem Wäschplatz zusammenlegen läfst.
Die zweite Seite der Beschäftigung der Frauen, die Sorge für die
leibliche Nahrung, können wir hier nur andeutungsweise berühren. Alle
hierhin einschlagenden schwereren Arbeiten, namentlich das Mahlen des
Getreides auf der Handmühle, wurden von Sklavinnen besorgt. S0 waren
im Palaste des Odysseus an den zwölf Handmühlen ebenso viel kräftige
Sklavinnen angestellt, welche den ganzen Tag über Gerste und Weizen
für die zahlreichen Gäste zu mahlen hatten. Die Handmühle aber (pnilq,
xstgopzilvy) bestand im Alterthumc, ähnlich wie die noch heutzutage auf
einigen Inseln des ägäischen Meeres gebräuchliche, aus zwei etwa zwei
Fufs im Durchmesser haltenden Steinen, von denen der oberste vermittelst
einer an der Seite angebrachten Kurbel in Rotation gesetzt und auf diese
Weise das durch eine in demselben befindliche Oelfnung eingeschüttete Ge-
treide zermahnt wurdeh Ebenso war das Backen und Braten des Fleisches
am Spiefse jedesfalls ein Amt der Sklavinnen. Ihrer gab es in jedem nur
einigermafsen begüterten Hause mehrere, welche theils die eben gedachte
Hausarbeit zu besorgen hatten, theils als Zofen zur unmittelbaren Be-
dienung der weiblichen Mitglieder der Familie bei ihrer Toilette bestimmt
waren oder dieselben auf ihren Ausgängen zu begleiten hatten, da der A.n-
stand es erheischte, dafs achtbare Frauen nur in Begleitung mehrerer Skla-
vinnen das Haus verlassen durften. Wie weit sich aber die Damen des Hauses
überhaupt selbst an den kulinarischen Studien, wie sie die spätere Gour-
mandie erforderte, betheiligt haben, darüber verlautet nichts. So viel aber
ist bestimmt, dafs in späteren Zeiten männliche, zu diesem Zwecke gekaufte
oder gemiethete Sklaven als Köche die weiblichen Dienstboten verdrängten.
Die Betrachtung zahlreicher Darstellungen aus dem Alterthum, welche
von badenden, sich schmückenden, spielenden und tanzenden Frauen-
gestalten belebt sind, führt uns auf eine dritte Sphäre, in welcher sich
das antike Frauenleben bewegte. War 'es in den Augen der atliSßhßll
Jungfrau mit der feineren Gesittung nicht vereinbar, sich gleich der spar-
tanischen im kurzgeschürzten Chiton durch gymnastische Spiele zu kräf-
tigen, so ist doch anzunehmen, dafs aufser den täglichen Waschungen,
1 Vgrgl. 5101, in welchem die römischen, in Pompeji aufgefundenen Ilandmühlcn
ausführlich beschriebcmwerden.