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Die Tracht.
Die Fufsbekleidxmg.
Schmucksachen.
Durch Hinzufiigung eines geschlossenen Hackenleders, sowie eines an den
Seiten der Sohle aufgenähten, bald schmaleren, bald breiteren Seitenleders,
welches mit Riemen über dem Fufsblatte und um die Knöchel derartig
zusammengeschnürt wurde, dafs Zehen und Fufsblatt unverdeekt blieben,
war der Uebergang zur zweiten Classe der Fufsbekleidung, zu dem Schuh
gegeben, auf die vielleicht die Bezeichnung xoila ünoöojpoera anwendbar
sein möchte. Die verschiedenen Formen dieser Beschuhung vergegenwärtigen
uns die Darstellungen Fig. 227 N0. 4, 5, 7, von denen die unter N0. 5
abgebildete der Statue eines seinen Schuh zubindenden Jünglings im
Vatican angehört, welche, früher unter dem Namen des Iason bekannt,
in neuester Zeit als Hermes gedeutet wird. Bei Fig. 227 No. 7, von
der Statue des Demosthenes im Vatican entlehnt, wird die Zusammen-
schnürung des Seiten- und Hackenleders durch eine herabfallende Lasche
bedeckt. Den vollkommen geschlossenen, oberhalb des Fufsblattes gebun-
denen Sehuh aber erblicken wir an den Fiifsen von Männern und Frauen
auf vielen Monumenten (Fig. 227 N0. G). Die dritte Art der Besehuhung
bildet die Classe der ävdgoyidsg. Es waren dieses jedesfalls von Leder
oder Filz gearbeitete, eng dem Fufse sich anschmiegende und bis zur
Wade oder über dieselbe hinaufreichende Stiefel, welche, vorn offen, durch
ein Sehnürband zusammengehalten wurden. Der Diana namentlich ist
dieser leichte Jagdstiefel, welcher dem indianischen Mokassin gleicht, eigen-
thümlich (Fig. 227 N0. 8). Desgleichen erblicken wir an den Füfsen der
unter der Bezeichnung des Pädagogen in der Niobidengruppe bekannten
Figur solche Schnürstiefel. Eine Draperie von Zeug schmückt meisten-
theils den. oberen Rand des Stiefelschaftes. Absichtlich haben wir bei
unseren Betrachtungen über- die griechische Beschuhung die monumen-
talen Ueberlieferungen vorwiegen lassen, da die von den Schriftstellern
für besondere Formen überlieferten Bezeichnungen und die dazu gegebenen
Erklärungen, wie zum Beispiel äyßzig und xgqrrig, sich theilweise wider-
sprechen und ihre Erklärung durch die Bildwerke wohl durchweg dem
Bereich der Conjecturen angehören würde.
47. Zum Schlufs unserer Betrachtung über die Tracht mögen einige
Bemerkungen über Schmuckgegenstände Platz finden, für deren Erklä-
rung, aufser durch die schriftlichen Zeugnisse, so manche in griechischen
Gräbern gefundene Geschmeide, sowie ihre oft mit besonderer Sorgfalt
ausgeführte Darstellung auf antiken Denkmälern einen genügenden Anhalt
bieten. Schon im Homer werben die Freier mit goldenen, elektron-
besetzten Busengeschmeiden, mit Agraffen, deren Zungen vschön in das