Macht den Waffen des achäischen Bundes unterlag. Auf eine zierliche
Anordnung des Haupthaares scheinen sie im gewöhnlichen Leben, ganz
angemessen dem dorischen Charakter, kein Gewicht gelegt zu haben und
nur in feierlichen Momenten, wir erinnern an jenen Vorabend der Schlacht
in den Thermopylen, wurde der Schmüekung des Haupthaares eine beson-
dere PIlege zugewandt. In Athen dagegen trugen bis gegen die Zeit der
Perserkriege die Männer das Haar gleichfalls unbeschnitten und auf dem
Scheitel in einen Knoten oder Büschel (xgaißvlog) verschlungen, welcher
durch eine Haarnadel in Gestalt einer Cicade befestigt wurde. Auf Kunst-
denkmälern jedoch findet sich, wie es scheint, kein Beispiel für diese männ-
liche Haartracht. Höchstens könnte man in der Haartracht zweier Pankra-
tiasten auf einem wohl der römischen Zeit angehörenden Monumente (Mus.
Pio Clement. Vol. V. pl.36) ein Analogon zu jener altattischen Art das Haar
aufzubinden finden. Nach den Perserkriegen aber, zu welcher Zeit sich
überhaupt eine Veränderung in Sitte und Tracht bei der ionischen Be-
völkerung bemerkbar machte, iiel mit dem Eintritt in die Ephebie das
lange Haupthaar des Knaben unter dem Scheermesser als Weiheopfer für
eine Gottheit, wie zum Beispiel für den delphisehen Apollon oder für eine
heimische Flufsgottheit. Der attische Bürger trug jedoch keinesweges das
Haar kurz geschoren, eine Tracht, die nur den Sklaven vorgeschrieben
war, sondern vielmehr bald kürzer, bald länger geschnitten, je nach
eigenem Geschmack oder allgemeiner Mode. Ausnahmen von dieser Regel
machten freilich jene stutzerhaften jungen Männer, welche sich durch ihre
Tracht überhaupt bemerklich machen wollten, wie unter anderem von
dem eitlen Alkibiades erzählt wird, dafs derselbe in langen bis auf die
Schultern wallenden Locken einhergegangen sei. Auch manche Philosophen
suchten, ähnlich wie bei uns die Deutschthümelei eine Zeit lang in langem
Haupt- und Barthaar sich bemerkbar machte, durch eine ähnliche Haar-
tracht die Erinnerung an jene einfacheren Zeiten wach zu erhalten.
Eine gleiche Sorgfalt verwandte der Grieche auf die Pflege des Bartes.
Die Barbierstube (xovgeiov) mit ihrem geschwätzigen Besitzer war schon
im Alterthum nicht allein der Sammelplatz für diejenigen, Welche behufs des
Zustutzens der Bart- und Kopfhaare, des Rasirens, des Putzens der Nägel
und der Entfernung der Hautschwielen, sowie des Ausreifsens überflüssiger
Bärchen die Kunst des Barbiers (xovgeüg) in Anspruch nahmen, sondern
auch, wie Plutarch an einer Stelle die Barbierstube bezeichnet, das wein-
lose Symposien, in welchem alle Stadtneuigkeitcn durehgeklatscht und
über die politischen Zeitläufe Weidlich gekannegiefsert wurde. Das Bild
eines solchen griechischen Bartseheerers liefert uns eine Stelle des Alki-
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