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Die Tracht.
Die männliche Kopfbedeckung und Haßrtracht.
verlängert erscheint. Auf Vasenbildern erblicken wir diese haubenartige
Kopfbedeckung oft in den wunderlichsten Formen bei asiatischen Männern
und Frauen (vergl. Fig. 224). Gewöhnlich wird dieselbe mit dem Namen
Mitra (uizga) bezeichnet, obgleich das Wort Mitra eigentlich die Um-
wickelung des Kopfes durch eine Schärpe voraussetzt. Solche turban-
artige Einhüllung des Kopfes um Stirn, Backen und Nacken, aus welcher
die Spitze der unmittelbar das Haupt bedeckcnden asiatischen Kappe her-
vorsieht, tragen z. B. die Perser auf der unter dem Namen der Alexander-
schlacht bekannten pompejanischen Mosaik; unstreitig hat in dem Turban
der Orientalen diese Tracht des Alterthums sich erhalten.
Die dritte Hutform war der Petasos (näzadog), eine ursprünglich in
Thessalien und Makedonien einheimische Tracht, welche gleichzeitig mit
der Chlamys in Griechenland als Ephebentracht Eingang gefunden haben
soll. Aehnlich unseren flachen Filzhüten, meistentheils aber mit einem auf-
fallend kleinen Hutkopfe, wurde derselbe durch einen Sturmriemen auf
dem Kopfe festgehalten, welcher gleichzeitig dazu diente, den Hut auf dem
Rücken zu befestigen (F ig. 225 f), ganz in derselben Weise, wie im Mittel-
alter das Baret zeitweise getragen wurde. Neben dem Petasos mit runder
Krämpe erblicken wir aber auf Denkmälern mehrfach die Krämpe mit
vier bogenförmigen Ausschnitten versehen. Solchen Petasos tragen die
reitenden Epheben auf dem Fries des Parthenon (Fig. 225h), sowie auf
Vasenbildern Kastor (Fig. 225 g) und Hermes. Letztere Gottheit überhaupt
ist in den meisten Fällen durch den ihr eigenthümlichen geflügelten Pe-
tasos kenntlich (Fig. 225i). Welcher Name aber der auf Münzen der thes-
salischen Stadt Krannon (Mus. Hunter. Taf. 21. N0. XVll), sowie der
thrakischen Stadt Ainos (Mus. de Hauteroche. Pl. Ill. N0. 3) erscheinenden
tellerartigen Kopfbedeckung beizulegen sei, mufs dahingestellt bleiben; viel-
leicht war es die bei den Makedoniern gebräuchliche Kausia (xavdia).
44. An die Betrachtungen über die Kopfbedeckungen der Männer
wollen wir einige Bemerkungen über die männliche Haartracht anknüpfen.
Schon im Homer gilt der üppige Haarwuchs der langgelockten (xagqxo-
paöawrsg) Achäer als der schönste Schmuck männlichen Ansehens, und
ebenso wird der wohlgeordnete Lockenschmuck der Frauen und Jungfrauen
des heroischen Zeitalters von den tragischen Dichtern besonders gepriesen.
Bei den Spartanern nun war es ein uralter und durch die lykurgische
Gesetzgebung geheiligter Brauch, mit dem Eintritt in die Ephebie das Haupt-
haar wachsen zu lassen, während dem Knaben dasselbe kurz abgeschniten
wurde. Und diese Sitte erhielt sich bei ihnen bis zu jener Zeit, wo ihre