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Thougefüse.
Entwickelung der
Gefäfsmnlerei.
Formen.
Stellung macht nicht selten den Eindruck des Theatralischen. Dazu kommen
noch eine Anzahl wirklich der komischen Bühne entnommener Scenen und
Gestalten, in denen mythische Stoffe parodirt und caricaturartig dargestellt
werden (vgl. solche Vasenbilder im 58). Eine besondere Eigenthümlich-
keit aber bieten diese lucanischen und apulischen Vasenbilder noch in ihrer,
wohl dem ächt griechischen Boden entsprossenen, jedoch nach der täglichen
Anschauungsweise und den Gebräuchen der unteritalisehen Bevölkerung
umgestalteten Darstellung der Todtenculte dar. Man kann daher wohl
annehmen, dal's wir hier, wie Jahn sagt (l. c. S. CCXXXI), eine Kunstübung
vor Augen haben, welche "dem Stoff, der Auffassung und Technik nach
von den Griechen ausgebildet, von einer fremden Nation aufgenommen und
ilmgebildet worden ist." Für eine solche in Unteritalien einheimische Fa-
brikation sprechen auch die Gefafsinschriften. Ihre Anfertigung scheint
nach der Zeit Alexander's zu fallen, während die der Gefäifse des schönen
Styls etwa der Periode zwischen Perikles und Alexander angehören mag.
Auch an einigen Orten Etruriens hatten sich Töpferwerkstätten ge-
bildet, an welchen von einheimischen Künstlern nach dem Muster griechi-
scher Fabrikate Gefiifse mit rothen Figuren hergestellt wurden. Dieselben
unterscheiden sich jedoch von den ächt griechischen Gefzifsen wesentlich
dadurch, dafs die Contouren sehr stark eingeritzt und mit rother Farbe
ausgefüllt sind, sowie durch den gröberen Thon. In den Compositionen aber
macht sich, auch abgesehen von den vorkommenden etruskischen Inschriften,
eine vielfache Beimischung localer Sagen und Gebräuche geltend.
38. Bisher haben wir die Entwickelung der Gefiifsbildnerei vom
kunstgeschichtlichen Standpunkte aus betrachtet. Nunmehr ist unsere Auf-
gabe, die Gefäfse, ohne Riiclesicht auf die Stylgattungen, welchen sie an-
gehören, nach ihrer nlannigfachen Verwendung und nach den dadurch be-
dingten Formen zu scheiden und, soweit es möglich ist, zu benennen. Zwar
haben uns die Schriftsteller eine reiche Nomenclatur aufbewahrt, aus der sich
mit Hülfe einiger durch Inschriften bezeichneter Gefaifse für einzelne Arten
derselben die im Alterthume gebräuchlichen Namen herstellen lassen. Die
gröfsere Menge derselben jedoch mit den ihnen eigenthümliehen Namen
zu bezeichnen, dazu fehlt jeglicher begründete Anhalt, und Versuche, wie
solche von Panofka für eine Nomenclatur unternommen wurden, haben bei
den Archäologen grofsen Widerspruch erfahren. Das Alterthum hat fiir die
mannigfachen Gefäfse, je nach ihrer Bestimmung, jedesfalls generelle und
für einzelne in diesen Gattungen vorkommende Unterarten specielle Bezeich-
nungen gehabt, und in diesen technischen Ausdrücken vielleicht eine feinere