Darstellung wir mit wenigen Worten näher eingehen wollen. Die Henkel
der unter Fig. 200a dargestellten Prachtamphora legen sich in Voluten,
deren Mittelpunkte durch Gorgonenköpfe geschmückt sind, an den mit
einem Eierstab verzierten Rand, während sie unterhalb in Schwanenköpfen
enden. Den Hals des Gefäßes schmücken in drei Reihen phantastische
Rankenverschlingungen, welche in ihrer Mitte weibliche Köpfe einschließen,
eine häufig auf Vasen des sinkenden Styls vorkommende Darstellung (vgl.
die unter Fig. 2000 abgebildete Vase). Den Bauch des Gefäßes aber
nimmt fast in seiner ganzen Höhe, oberhalb durch einen doppelten Eier-
stab, unterhalb durch eine Mäandcrverzierung begrenzt, die reiche Dar-
stellung aus dem Sagenkreise des Triptolemos, den wir auf seinem mit
Drachen bespanntcn Wagen in der Mitte des Bildes erblicken, in zwei
Reihen übereinander ein; eine Eigenthümlichlteit, welche wir überhaupt
bei den Compositionen auf größeren Vasen dieser Zeit finden. Aehnlich
ist das Arrangement der Figuren auf der unter Fig. 2000 dargestellten
kandclaberartigen Amphora, deren übermäßig schlanker, auf einem ver-
hältnifsmäfsig nur sehr schwachen Fufse ruhender Haupttheil sie als Schau-
gefafs erkennen läfst (vergl. das in ä 60 mitgetheilte Vasenbild, die Be-
stattung der Leiche des Archemoros darstellend). Die Mitte des Bildes
bildet hier eine offene Baulichkeit, eine gleichfalls auf Gefäßen dieses Styls
oft angewandte Ausschmückung, um welche sich die zur Handlung ge-
hörenden Figuren in zwei Reihen übereinander gruppiren. Das dritte
Gefäß (Fig. 20012) endlich, mit der Darstellung des Kadmos im Kampfe
mit dem Drachen, zeigt in den oberhalb der Hauptdarstcllung gleichsam
hinter Höhen erscheinenden Brustbildern von Göttern eine für diesen Styl
gleichfalls charakteristische Eigenthümlichkeit.
Was schließlich den Stoff der Darstellungen betrifft, so erscheint
derselbe in dieser Gefäfsgruppe durch die Leistungen der lyrischen und
dramatischen Poesie und durch die von denselben erzeugte veränderte
Anschauungsweise der Mythen wesentlich erweitert. Namentlich war es der
attische Sagenkreis, dem die Gefäfsmalcr ihren Stoff entnahmen. Die un-
endliche Mannigfaltigkeit in der Behandlungsweise dieser Mythen aber zeugt
wiederum von dem tiefen Eindringen der Erzeugnisse der lyrischen und
dramatischen "Poesie in das Volk. Bei den Darstellungen des sinkenden
Styls treten aber, aufser den Kentauren- und Amazonenkämpfen und den
Scenen aus dem Reich des Hades, die auch von der Plastik vielfach be-
handelten Stoffe der Tragödie nicht allein in einer treuen Nachbildung ein-
zelner Situalionen, sondern auch in der Neigung zu den bunten Gewändern
der attischen Bühne als besonders charakteristisch hervor. Die ganze Dar-
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