Ueber den Zusammenhang dieser einzelnen Theile werden wir durch
Vitruv unterrichtet, der eine vollständige Beschreibung eines griechischen
Gymnasien im elften Capitel seines fünften Buches über die Architektur
gegeben hat. Seine Vorschriften, die er der Einrichtung wirklicher Gymna-
sien der späteren griechischen Zeit entlehnt hat, beginnen mit dem Hofe,
der wie beim Wohnhause nagw-ußltov heifst und entweder quadrat oder
oblong angelegt werden soll, so dafs der Umfang zwei Stadien I 1200 Fufs
betrage. Rings umher gehen Säulenhallen, auf drei Seiten einfache, auf
der dem Süden zugekehrten Seite eine doppelte, wodurch die sich dort an-
schliefsenden Räume mehr Schutz gegen die Witterung gewährten. An die
einfachen Hallen schliefsen sich geräumige Säle, exedrae, an, mit Sitzen
zum Aufenthalt für Philosophen und Rhetoren, sowie für alle diejenigen,
die sich dort der Unterhaltung oder der Forschung hingeben wollen. An
den doppelten Porticus aber reihen sich mehrere andere Räume an. In
der Mitte das Ephebezvm, ein grofser mit Sitzen versehener Uebungssaal
für die Jünglinge, der ähnlich der Prostas im älteren Wohnhause den
Mittelpunkt der ganzen Anlage gebildet zu haben scheint. Davon liegen
rechts das Coryceuvn (für das Spiel mit dem Ball xaigvxog), das Conisterium
(s. S. 111), und neben diesem bei der Biegung der Halle die frigida lavatio
(das kalte Bad), von den Griechen Äovzgdv genannt. Auf der anderen
Seite folgen in derselben Ordnung das Elaeotlz-esiu-rn, das Frigidariuvn oder
vielmehr, was wahrscheinlicher ist, Tepidariulm (ein laues Bad), dann der
Eingang zu dem Feuerungsraum Propnigeuvn, dabei ein Schwitzbad,
welchem sich auf der einen Seite ein Laconicutnz und die calda lavatio
anschließen.
Mit
diesen
Räumen
wird
man
sich
wohl
durchschnittlich
bei
der
Anlage von Gymnasien begnügt haben. Jedoch kommen in der späteren
prachtliebenden Zeit allerdings noch Erweiterungen dieser Anlage vor, und
es scheint mit dem Gymnasien auch mitunter ein Stadion verbunden wor-
den zu sein. Auf solche Erweiterungen nun nimmtVitruvius ebenfalls Rück-
sicht in dem, was er zu der obigen Beschreibung hinzusetzt. Er sagt
nämlich, dal's aufserhalh dieses Peristyls noch drei Porticus anzulegen seien
(die Erweiterung entspricht merkwürdiger Weise der des Wohnhauses von
einem einhöiigen zu einem zweihöiigen); einer auf der Seite derjenigen,
welche das Peristyl bilden (so nennt er die ganze eben beschriebene An-
lage), zwei rechts und links davon. Der erste derselben, der nach Norden
sieht, soll sehr breit und mit doppeltem Säulengange angelegt werden.
Die beiden anderen sollen einfach sein und zwar so, dal's sie zunächst
der Mauer und den Säulen einen erhöhten Umgang haben (margines),