lieb gewonnenen Themata versagen zu müssen glaubte. Aehnliches
wird dem einsichtigen Beurtheiler auch in dem zweiten Theile nicht
entgehen, dessen Verfasser mehr dem Gebote positiver Vollständigkeit
und Treue der Schilderung, als dem eigenen Bedürfnisse nachgegeben
hat, die dem Vorrath der plastischen und graphischen Kunstwerke des
Alterthums entlehnten Darstellungen auch nach der Seite ihres ästhe-
tischen Werthes zur Geltung zu bringen.
Was nun aber die Auswahl dieser letzteren selbst anbelangt, so
ist deren Schwierigkeit beiden Theilen gemeinsam, indem es überall
galt, aus der Fülle der oft hundertfach vorhandenen und zu prüfenden
Monumente dasjenige auszusuchen, was dem augenblicklich vorliegenden
Zwecke am meisten entsprach, ohne dal's es gestattet erschien, weder
auf die wohlbekannten Abweichungen anderer Monumente, noch auf
die Gründe, die uns zu der getroffenen Auswahl bestimmt, auch nur
andeutungsweise einzugehen, um nicht durch die Wucht eines sehr
leicht zu vermehrenden, aber nicht zur Anschauung zu bringenden
Materials den für unseren Zweck unumgänglichen leichteren Flufs der
Darstellung unmöglich zu machen.
Durch alle diese Rücksichten, denen wir uns nicht entzogen haben,
auch wo sie bei späterer Beurtheilung zu unseren Ungunsten sprechen
würden, sind die Mängel des Werkes bedingt, deren wir uns nur allzu-
wohl bewufst sind, die aber für ein Werk, das so verschiedene Kreise
von Lesern ins Auge zu fassen gezwungen ist, vielleicht nie ganz ver-
mieden werden dürften. Ueber die Vorzüge, wenn es deren hat, mögen
Andere sprechen. Wie sich nun aber auch das Verhältnifs der letzteren
zu den oben angedeuteten Mängeln gestalten möge, immer, so hoffen
wir, wird man unser ernstes Bestreben anerkennen, diese Theile des
antiken Lebens weiteren Kreisen zugänglich zu machen und so auch
mittelbar eine richtigere Würdigung der Ideen anzubahnen, auf denen
die ewige Bedeutung des classischen Alterthums beruht und die aufser
der philologischen Forschung auch der lebendigen Anschauung bedürfen,
um zu ihrer vollständigen Wirksamkeit zu gelangen.
Berlin,
im
November
1861.
ERNST
GUHL.
WILHELM
KONER.