90
Die
Gräber.
Grabhügel
punkte ihrer Herstellungsart betrachten und sie in bestimmte übersichtliche
Gruppen zu bringen suchen. Danach bestehen die Gräber in Erdaufschüt-
tungen (Massenbauten), in Felsenanlagen und in Frcibauten, von denen
jede durch die Natur des Terrains, sowie durch die gewählte Art der
Todtenbestattung bedingt, eine grofse Mannigfaltigkeit in Form, Gröfse
und Herstellung zuläfst.
In steinarmcn Gegenden wird man Hügel von Erde aufschütten; aus
einzelnen Steinen wird man sie aufthürmcn, wo deren in oder auf der Erde
gefunden werden; in felsigen Landstrichen wird man natürliche Höhlen zur
Beisetzung benutzen oder den Boden zu demselben Zwecke aushöhlen,
und dies sind in der That die ältesten Gräberformen, während in späterer
Zeit und bei gleichmäfsig verbreiteter künstlerischer Bildung freistehende
Monumente zu errichten allgemeinere Sitte wurde.
a) Was nun zunächst die Erdhiigcl betrilft, so war diese Form des
Grabmals, weil die einfachste und natürlichste, seit den ältesten Zeiten
den Völkern der kaukasischen Race gemein, wie zahlreiche Ueberreste von
den östlichsten bis zu den westlichsten Sitzen derselben dies bekunden.
Auch Griechenland ist reich an solchen primitiven Monumenten, die in einer
kleinen Grabkammer den Ueberresten Schutz gewähren und, indem sie durch
ihre Form die Aufmerksamkeit auf den durch die Bestattung geheiligten
Ort ziehen, neben dem Zwecke des Grabmals zugleich den des Denkmals
erfüllen. Den ersten Stufen baulicher Thätigkeit entsprechend, stellen sie
sich auch in ihrer äufseren Erscheinung mehr als von der Natur, denn
von Menschenhänden geschaffen dar; sie wurden daher auch von den
Griechen Hügel (xolwvoi) genannt, während sie nach der Art der Errich-
tung, das heifst der Aufschüttung, auch öfter mit dem Ausdruck xaiuaza
bezeichnet werden. Als solche einfache Erdaufschiittungen hat man sich
jene gewaltigen Erdhügel zu denken, welche man noch heut zu Tage an
den Ufern des Hellespontos erblickt, und die der altgriechischen Sage nach
die Gebeine der homerischen Helden, des Achilleus, Patroklos, Aias und
Protesilaos in ihrem Innern bargen; solche weithin sichtbaren Ruhestätten
errichteten auch die Athenaeer ihren in der grofsen Freiheitsschlacht ge-
Fig. 9c.
Fig. es.