Das Wohnhaus.
und Hof; der Heerd.
Thüx, Flur
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den Flur führende Hausthür scheint meist in der Flucht der Fagade gelegen
zu habenl; die Ausdrücke ngößvgov und rrgomilatov aber deuten darauf
hin, dal's in einigen Häusern wenigstens sich ein kleiner Raum vor der Thür
befunden habe, der baulich charakterisirt und entweder mit Antenpfeilern
oder auch, wie dies aus den Ueberresten eines erhaltenen Privathauses her-
vorgeht, mit Säulen verziert werden konnte. Auf dem Grundrifs ist dies
Propylaion mit 1 bezeichnet. Neben demselben stand, wenn auch nicht
in der Regel, doch gewifs nicht selten, das Bild des Apollon Agyieus
sowie vielleicht weiter vor dem Hause ein Bild des wege- und verkehr-
beschützenden Hermes in Form einer blofsen Säule oder eines Pfeilers
aufgestellt war.
Den Hof schmückte, wenigstens der Regel nach, ein Altar, der freistehend
und von allen Seiten sichtbar, dem Zeus Herkeios als dem obersten Schutz-
gotte des Hauswesens geweiht war, wie dies auch in dem homerischen Königs-
hause schon erwähnt wird, während sich in weniger zugänglichen Theilen, die
aber mit der Säulenhalle zusammenhingen (alae, 4 und 5), nach Petersenls
Ansieht die Heiligthümer der Ösoi xrjazoz, der Besitzgebenden, sowie der
ösot mxzgaiot, der angestammten Familien- oder Geschlechtsgötter be-
fanden. Von dem Hofe aus tritt man in den offenen Saal, der gleichsam
die Grenzscheide für den öffentlichen und den engeren Familienverkehr des
Hauswesens ausmacht und welcher den geeignetsten Raum für die Ver-
Sammlungen der Familie zu den Opfern und den gemeinsamen Mahlzeiten
darbietet. Ich stehe daher auch nicht an, hier den Heerd, das Heiligthum
des Hauses und zugleich der allerhaltenden Göttin l-lestia anzunehmen.
Ursprünglich wohl als wirklicher Feuer- und Kochheerd dienend, blieb er
in späteren Zeiten, als schon besondere Räume für die Küche nothwendig
geworden waren, noch immer der Mittelpunkt des Hauses, und alle Ereig-
nisse des häuslichen Lebens wurden durch heilige Handlungenz an diesem
Altar bezeichnet. v Besondere Veranlassung zur Verehrung der Ilestiaql
sagt Petersen, n, boten alle wichtigeren Veränderungen im häuslichen Leben:
Abreise und Rückkehr, Aufnahme in's Haus, selbst bei den Sklaven, die
überhaupt an dem häuslichen Gottesdienst der Hestia als Hausgenossen
Theil hatten, wie Verlassen desselben, daher besonders Geburt, Namen-
gebung, Hochzeit und Tod. Einer besonderen Heiligkeit erfreute sich ihr
1 Eine solche Hauslhür siehe u. a. bei: Gerhard, Triukschalen des königlichen Mu-
seums zu Berlin. Taf. XXVIII.
9 Petersen, der Ilausgottesdienst der allen Griechen, in der: Zeitschrift für Ailerlhums-
Wissenschaft. 1851. S. 199. Petersen setzt den Altar in den grofsen Männersaai, welcher
bei ihm die beiden Höfe trennt.
königlichen