oder des Cultus dienen, immer mehr vernachlässigt würden. Jedoch selbst
dann scheinen grofsartige Ausdehnung, sowie Luxus der Ausstattung mehr
an solchen Gebäuden stattgefunden zu haben, Welche nach einer damals
sehr häufigen Liebhaberei die Reichen und Grofsen auf dem Lande sich
aufführen liefsen, als an städtischen Wohnhäusern, denen durch die Be-
schränktheit des Raumes und den festgeordneten Lauf der Strafsen ganz
bestimmte Grenzen gezogen waren.
Daraus geht hervor, dafs für das städtische Wohngebäude der Regel
nach nur ein Hof anzunehmen ist. Vitruv's Beschreibung bezieht sich,
wie dies aus der grofsen Anzahl von Pracht- und Luxusgemächern hervor-
geht, auf die palastartigen Bauten der nach-alexandrinischen Periode; jedoch
ist diese Beschreibung deshalb für unseren Zweck von nicht geringerer
Bedeutung, da uns in dem von ihm zuerst beschriebenen Theile, den er
Gynaikonitis (yvvauewvtzig) nennt, der eigentliche Kern altgriechischer
Häuseranlage erhalten scheint, wogegen der von ihm Andronitis (zivdgw-
vfug) benannte Theil die Anlage eines mehr gesteigerten und raflinirten
Luxus enthält. Suchen wir uns nun zunächst das ältere einfachere Haus
nach dieser Beschreibung zu vergegenwärtigen.
wWenn man? sagt Vitruv, ßdurch die Thür getreten ist, so kommt
man in einen nicht breiten Gang, den die Griechen övgmgstov nennenß
Es ist unser Flur. Rechts und links von ihm liegen Räume für häusliche
Zwecke. Vitruv führt auf der einen Seite Pferdeställe, auf der anderen
die Cellen der Thürhüter an. Durch den Flur, der von Anderen auch
ävgaiv und Trvluiv genannt wird, tritt man in das rrsgmniltov. Das
Peristylion ist der offene, mit Säulenhallen umgebene Hof, wie er denn
auch einerseits azilaf genannt und andererseits als 161m; nsgmiwv erklärt
wird. vDieses Peristylß fährt Vitruv fort, vhat auf drei Seiten Säulen-
hallen. Auf derjenigen Seite, welche gegen Mittag gerichtet ist, befinden
sich dagegen zwei Anten (das heifst Stirn- oder YVandpfeiler), die sehr
weit von einander abstehen und ein Gebälk tragen. Sie bilden den Zu-
gang zu einem Raume, welcher zwei Drittel des Abstandes der Anten zur
Tiefe hat. Dieser Ort wird von Einigen rrgoazdg, von Anderen rragaoroig
genannte Es ist dies also ein Zimmer, welches sich auf der einen breiten
Seite vollständig gegen den Hof zu öffnet; ein olfener Saal, auf welchen
höchst wahrscheinlich auch die von den Griechen öfter gebrauchte Be-
zeichnung naoroig anzuwenden ist.
1 Die in der Beschreibung enthaltenen Beziehungen auf das römische Haus sind in
der obenstehenden Umschreibung des Vitruv ausgelassen; auf sie wird später Rücksicht
genommen werden.
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