Im Allgemeinen lehrt aber die Erfahrung, dass unter ein-
ander gemischte Farben weit weniger hell und frisch wirken
als nass in Nass neben einander gesetzte oder vielfach über
einander gelegte Farben.
Das Mischen der Farben ist aber nicht zu vermeiden. Es
geschieht in der Regel auf den den meisten Farbenbehältern
beigegebenen weiss lackirten Blechpaletten oder auf solchen von
Porzellan, die ihrer Reinheit wegen sich sehr gut eignen, aber
in der Hand zu halten durch ihr Gewicht unangenehm werden.
Für anzulegende grosse Flächen mischt man sich die Farben
in eigenen Porzellanschälchen, muss aber, wie schon einmal
erwähnt, die Farbe öfters aufrühren, da sich viele Farben sehr
leicht zu Boden setzen.
Ganz natürlich sind bei der Aquarellmalerei alle jene
optischen Gesetze ebenso giltig wie in der Oelmalerei.
Es wird aber vielleicht manchem Anfänger oder jenen,
welche bisher gewohnt waren in Oel zu malen, nicht un-
erwünscht sein, wenn ich eine Reihe von Farbenmischungen
aufzähle, da ja doch manche Abweichungen von den in der Oel-
technik gebräuchlichen vorkommen. Bekanntlich gibt es eigentlich
nur drei Farben: Gelb, Blau und Roth; alle übrigen sind
Mischfarben, welche aus diesen erzeugt werden können. Leider
ist dies aber nur in der Theorie möglich, vielleicht wenn man
mit den Farben des Sonnenspectrums Experimente macht. Der
Maler, dem leider solche Normalfarben nicht zur Verfügung
stehen, muss sich mit den in der Natur vorkommenden oder
durch die auf chemischem Wege erzeugten Farben behelfen,
welche aber auf keinen Fall als reine Farben zu betrachten
sind, sondern mehr oder weniger mit anderen Farben gemischt
zu denken sind. Betrachten wir nur z. B. die Reihe des ge-
bräuchlichen Blau, so finden wir Kobalt, Ultramarin, Indigo,
jedes in einer anderen Nuance mit Roth gemischt, also ein
Blau zum Violett hinneigend, während Preussisch-Blau und
Bremer Blau einen Stich in's Grüne haben. Dasselbe gilt von
allen anderen Farben. Wir haben ganze Reihen von Gelb und