man sich dafür, und wer immerhin kann und Musse hat, ver-
sucht sich selbst in dieser Kunst, ja es gibt in den gebildeten
Kreisen Englands besonders unter den Damen nur Wenige,
welche nicht aquarellmalen; und wenn die Kunst auch wenig bei
diesen Versuchen gewinnt, das Interesse daran wird stets rege
gehalten und das Verständniss für gute Kunstwerke geweckt.
London allein besitzt zwei grosse Aquarell-Gesellschaften
(Society of British artiste in water colours), deren Ausstellungen
zu den wichtigsten Momenten im englischen Kunstleben gehören.
Die Namen der besten Aquarellisten sind dort Jedermann
geläufig.
In Frankreich und Belgien ist man längst schon in die
Fussstapfen der Engländer getreten, die Spanier haben Schule
gemacht, welche den Italienern als ihre Nachahmer zu jener
Virtuosität verhalfen, die sie gegenwärtig auszeichnet. Ihre
Bilder bestechen durchwegs durch brillante und geschickte
Ausführung, abgesehen von dem inneren Kunstwerthe; manche
Namen leuchten aus der grossen Masse der italienischen
Aquarellisten weit hervor und sind in der ganzen Welt bekannt.
Im richtigen Verständnisse für die Sache gibt es kaum einen
italienischen Maler, der nicht ebenso gut wie in Oel auch in
Aquarell zu malen versteht, und wo ihm letzteres besser passt,
wendet er es an. Zu der grossen Fertigkeit und allgemeinen
Anwendung des Aquarelles tragen nicht wenig die in Italien
gebräuchlichen Abendmodelle bei, bei welchen gemeinschaftlich
in Aquarell gemalt und studirt wird, besonders in Rom im
Circolo internationale.
In Deutschland und Oesterreich ist das Aquarell noch
nicht genügend populär geworden, manche unbegründete Vor-
urtheile haften noch daran, es war lange Zeit das Stiefkind der
Muse und der Ausstellungen, trotzdem dass gerade in diesem
Kunstzweige Namen aufzuweisen sind, welche in der ganzen
Welt sich Ruhm erworben haben. Es gibt in den Sammlungen
von Studien älterer und noch lebender Künstler Blätter, welche
als Aquarelle sozusagen unbewusst zumeist aus der Nothwen-