Zeichnung des Schattens wirkt in der Regel so überzeugend,
dass sich die Phantasie alles Fehlende ergänzt. Ich erinnere
hier an den Umstand, der häufig bei sehr guten Bildern vor-
kommt, dass sie beim ersten Anblicke durch eine in's kleinste
Detail eingehende Zeichnung überraschen, während dieselben
bei näherer Betrachtung durchaus nicht so durchgeführt er-
scheinen. Die Täuschung liegt eben darin, dass jene gemalten
Farbeniiecken so richtig am Flecke sitzen, dass die Phantasie
des Beschauers sich unwillkürlich alles Fehlende ergänzt.
Aus dem Gemälde von T. van Elven (Fig. 24) ersieht man,
wie Licht- und Schattenpartien, breit neben einander gesetzt,
die Gesammtwirkung des Bildes sofort zum Ausdrucke bringen.
Die Contraste von Licht und Schatten in der Natur, am
auffallend sten
in
einer
VOII
der Sonne
beschienenen
Landschaft
mit
weitem
Horizonte
ZU
beobachten ,
stehen
immer
in
einem
bestimmten Verhältnisse zu einander, und zwar so, dass bei
jenen dem Beschauer zunächst stehenden Objecten dieselben
am stärksten sind, und je weiter gegen den Horizont gerückt,
die Unterschiede von Licht und Schatten immer kleiner werden,
ja bei sehr entfernten Gegenständen im Tone sich oft gar nicht
mehr unterscheiden, sondern nur durch die Farbe.
Aber auch jeder einzelne Theil für sich, Licht sowohl
wie Schatten, nimmt in demselben Verhältnisse mit der Ent-
fernung ab. Besondere Beleuchtungseffecte können wohl manch-
mal eine Abweichung von dieser Regel hervorbringen. Der
häuüg gebrauchte Ausdruck Luftperspective wurzelt in
dem eben Gesagten, oder wenn man will, in der scharfen
Beobachtung der durch Zufälligkeiten oder Beleuchtungseffecte
bedingten Abweichungen.
In einem ähnlichen Verhältnisse wie Licht und Schatten
stehen auch die Schatten zu ihren Refiexen, deren genaue
Beobachtung von nicht geringer Wichtigkeit ist. Jeder von
der Sonne beschienene Körner hat bekanntlich seinen eigenen
Schatten, den Selbstschatten, und jenen Schatten, den er
auf seine Umgebung Wirft, den Schlagschatten. Je nach