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zu machen, sondern dies! vielmehr für diejenigen Orte aufzusparen,
wohin unser Auge nur willkürlich und bei günstiger Gelegenheit
seinen Blick richtet, also für die Wand und vor allem die Decke.
Im Übrigen fällt dieses Erfordernis zusammen mit jenem rein erna-
mentalen, wonach (wie oben entwickelt) der Fußboden nicht nur im
Gegensatz steht zur Decke, sondern dieser Gegensatz einzig und
allein in der einfachen und dunkeln Behandlung jenes und der
reichen und hellen dieser seinen angemessenen Ausdruck findet.
Wenn wir uns schließlich noch erinnern, dass auch in rein prak-
tischer Beziehung in der Verschiedenheit der Benützung des Fuß-
bodens und der Decke nämlich der gleichsam polare Gegensatz
dieser beiden Theile des Wohnraumcs sich deutlich ausspricht, so
kann an dem stilistischen Unterschied dieser beiden Motive nicht
mehr gezweifelt werden.
Gleichzeitig mag dieser Fall für uns als ein schlagendes Beispiel
gelten, wie die Forderungen einer stilgerechten Ornamentation in
völligem Einklang stehen mit den natürlichen und praktischen Be-
dürfnissen, aus welchen ein Kunstmotiv hervorgeht.
Über
den
Faltenwurf.
Die
Draperie
und
die
Gewandung.
Ich bin mir. wohl bewusst, dass diese Überschrift nicht völlig
den Gegenstand deckt, welcher in diesem Capitel zur Sprache kommen
soll; denn der Faltenwurf (worunter man jene dem Textilproduct
eigenthümliche Gestaltung versteht, welche das Resultat ist des Zu-
sammenwirkens natürlicher Kräfte insbesondere der Schwerkraft
und des stofflichen Zusammenhangs) ist nicht das alleinige Gesetz,
nach welchem sich jene Beiden in ihrer ornamentalen Gestaltung zu
richten haben.
Dagegen ist der Faltenwurf das einzige der Draperie und der
Gewandung gemeinsame Merkmal, welches ihnen ihre unleugbare
Stilverwandtschaft sichert, sie gleichzeitig in einen gewissen Gegen-
satz bringend zu dem glatt gespannten Teppich, wie er im Bisherigen
uns als das Mittel der Verkleidung ebener Flächen entgegen ge-
treten ist.
demnach im Nachfolgenden über die Draperie und die Ge-
zu sagen ist, wird sich größtentheils auf die Thatsache
Was
wandung