Das Mittelfcld. Hinsichtlich seiner Bedeutung innerhalb der
drei Theile der Wand selber gilt augenscheinlich das Analoge wie
für das Mittelfeld des Fußbodens. Es ist der eigentliche Haupt-
bestandtheil, der bestimmende, welchem die beiden andern (Sockel
und Fries) sich unterzuordnen haben.
Abgesehen hievon aber hat das Mittelfcld der Wand eine wesent-
lich andere Aufgabe zu erfüllen und ist von einem ganz anderen
Gesichtspunkte aus zu betrachten, als das Mittelfeld des Fußbodens.
Zunächst und vor allem kommt hier die räumliche Lage der
XVand in Betracht. Durch ihre mit dem Beschauer parallele Rich-
tung, durch ihre vcrticale Stellung ist sie den Vorstellungen hoben"
und nunten" unterworfen. Die erste Beziehung, welche der orna-
mentalen Durchbildung der Wand zu Grunde liegt, ist dement-
sprechend die des Aufrechten, das heißt, das eine solche Flache
decorierende Dessin muss nach aufwärts gerichtet sein und in seinem
YVachsthum von unten nach oben verlaufen. 1) (Siehe die Figur Seite
39.) An Stelle somit der radialen d. h. vom Mittelpunkte nach dem
Umfange gerichteten Ornamentation, wie beim Fußboden, tritt hier
eine durchweg parallele.
Ihr Gesammteffect ist, anstatt wie in jenem Falle Gleichgewicht
(durch wechselseitige Aufhebung der Richtung), Verstärkung zu einer
Gesammtrichtung, einer Gesammtbewegung.
Aus diesem Grunde hat jede Wand einen Anfang und ein Ende,
welche beide in ihrer ornamentalen Stellung zu einander mit den
Grenzen hoben" und "unten" zusammenfallen Grenzen, welche
ihrerseits wieder bezüglich der Wand verschiedenerlei Function
haben.
Sockel und Fries. Die untere Begrenzung der Wand heißt
ihr Sockel; die obere Begrenzung ihr Fries.
Sockel und Fries sind der nach einer zweifachen Function ge-
thcilte Saum der Wandfiäehe, welcher solcherart die YVand nicht bloß
als ornamentale Einheit (durch die Begrenzung), sondern auch in ihrer
Stellung innerhalb des Gesammtbildes (des architektonischen Raumes)
kennzeichnet.
Vermöge dieser Stellung hat die Wand, wie schon bemerkt,
die Vermittlung zwischen Decke und Fußboden, die ornamentale
1) Ein völlig nclitungsloses Muster ist wohl auch correct, aber unausgesprochen
und daher wirkungslos.
Beiläufig bemerkt, hängt damit zusammen, dass die Wand und nicht der Fuß-
boden der wahre Ort bildlicher Darstellung ist.