Die hervorragenden Eigenschaften des Leders, insbesondere
seine Dauerhaftigkeit, Geschmeidigkeit, Zähigkeit und noch einige
andere sogleich zu erläuternde Vorzüge haben sehr frühzeitig eine
ausgedehnte Anwendung dieses natürlichen Textilproductes, ins-
besondere als Bekleidungsmittel herbeigeführt. WVie in fast allen
technischen Künsten, so gebiirt auch in der Gerberei den Chinesen
das Prioriiäitsrecht, da schon im dritten Jahrtausend vor Christi
diese Technik in China geübt wurde. Auch den übrigen Asiaten
aber war die Bereitung des Leders und dessen mannigfache Ver-
Wendung nicht fremd, so den Babyloniern, Persern und Indern.
Desgleichen bildeten bei den Ägyptern die Ledermanufaetu-
risten einen wichtigen Zweig der gewerbetreibenden Classe und.
zahlreiche Überreste von Streifen aus gepresstem Leder, welche
sich an Mumien vorfanden, geben Zeugnis von der hohen Entwicklung
der genannten Industrie zu jener Zeit.
Von den europäischen Völkern waren es insbesonders die ger-
manischen Stamme, welche mit Vorliebe und Geschick sowohl die
Gerberei als auch die Kürschnerei betrieben (wie denn überhaupt
diese beiden Industrien naturgemäß stets in der innigsten iVechsel-
beziehung mit einander gestanden haben) und hierin selbst ihre
hocheivilisierten Nachbarn des Südens, die Römer, übertrafen.
Wir wollen hier von der Bedeutung des Leders für das Kleider-
wesen gänzlich absehed, dagegen aber der hervorragenden Verwend-
barkeit dieses Productes als Verkleidungsmittel mannigfacher Art,
wie es in der Buchbinderei und der sogenannten Galanteriewaren-
erzeugung in Verwendung steht, in Kürze Erwähnung thun.
Zu den herrlichsten und charakteristischsten Eigenschaften des
Leders gehören außer den oben bereits genannten insbesondere noch
seine Fähigkeit, Eindrücke aufzunehmen und zu behalten, also seine
(allerdings nur bis zu einem gewissen Grade reichende) Treibbarkeit.
und Pressbarkeit, ferner auch die besondere Fähigkeit, sich färben
zu lassen, wie nicht minder seine Eignung, Vergoldung anzunehmen.
Alle diese Eigenschaften prädestinieren sozusagen das Leder
zur Flachendecoration, welche denn auch in der That kaum bei
einem zweiten Materiale in gleicher Mannigfaltigkeit und Schönheit
in Anwendung gebracht zu werden vermag.
Das Princip der Fläehendecoration ist beim Leder, gemäß
seinen angeführten Eigenschaften, ein zweifaches: Entweder es ,ist
das der flachen plastischen Decoration, oder es beruht bloß auf der
farbigen WVirkIIng.