S0 rmag es denn für den ersten Anschein als unzureichend er-
scheinen, wenn wir als gemeinsame Merkmale alles Flechtwerks
also auch der beiden großen Gruppen von Spitzenwerk, der Nadel-
spitzen und der Klöppelarbeit folgende zwei bezeichnen: 1. Das
beim Flechtwerk nothwendige Vorhandensein einer Anzahl von
Fäden; 2. die Art, wie diese Fäden an den gemeinsamen Stellen
mit einander verbunden werden, welches ein sich sowohl vom "Netz-u
als nlliirkwerk" unterscheidendes "Flechten" ist.
Diesen beiden Merkmalen entsprechend hat auch das Geflecht
seine Stelle im Textilen zwischen dem Gewebe und Geknüpfe; denn
mit jenem hat das Geflecht das Merkmal der Fadenmehrzahl ge-
meinsam, mit diesem die Lagerung der Fäden, welche nicht in zwei
rechtwinklig sich kreuzenden Systemen von parallelen Fäden besteht,
sondern zu Verschlingungen in einzelnen rhythmisch wiederkehren-
den Verbindungspunkten führt.
Stich der geuähten Spitzen.
Am deutlichsten tritt die Verwandtschaft zwischen Gewebe und
Geflechte (Spitzenwerk) in jener ältesten Form von Nadelspitzen
hervor, bei denen ein theilwveise ausgezupftes Gewebe den Grund
bildet, in welchem das Spitzenwerk mittels der Nadel eingeflochten
(eingenäht) ist. Dagegen stehen die Klöppelspitzen dem Gewirke
oder Genetze weit näher, denn sowohl im Grund, als in den einge-
Hochtenen Mustern kommt es zu keiner wesentlich parallelen Lagerung
dereFäden wenigstens zu keiner, die als typische Struetur dieses
Geflechtes aufzufassen wäre. (Siehe die Illustrationen S. 50.)
Nach der Fabrication unterscheiden sich die Spitzen in zwei
Gruppen: In die schon erwähnten Nadelspitzen, welche mittels der
Nadel genäht werden, und in die Klöppclspitzen, bei deren Her-
stellung die Fäden auf sogenannte Klöppeln gewickelt sind.
Das Nähen der Spitzen erfolgt entweder auf einem später zu ent-
fernenden Zeichenblatt, eauf welches der geklöppelte oder gewebte
Grund vorher aufgentilht wird,'0der es ist durchaus freie Handarbeit.
4:1!