ganzen Geknüpften zur Folge hat oder nicht; sowohl im er-
sten Fall, welcher dem Gewirke entspricht, als auch im letztern
Fall, beim Netzwerk, kommt es wesentlich bloß darauf an, dass
an der gemeinsamen, geknüpften Stelle, solange sie intakt ist, der
Faden festgehalten wird und also das Geknüpfte trotz der maschen-
artigen Structur, trotz seiner oft beträchtlichen Elasticität sein
Gefüge nicht verliert und die einzelnen Maschen des Netzes oder
des Gewirkes ihre ursprüngliche Lage zu einander unverändert
beibehalten. Sowohl das Netzen als das Wirken erfolgt mittels
Nadeln und ist entweder Hand- oder auch (wie heute theilweise)
Maschinenarbeit. Dass das ganze Geheimnis der Kunst in der
Knüpfung selbst gelegen ist und also der Knoten oder die Masche
es ist, auf welche es hiebei wesentlich ankommt, braucht wohl kaum
erst besonders hervorgehoben zu werden.
Schon die Alten kannten die Kunst des Wirkens und Netzens.
So hat sich z. B. eine Art itgyptischen Ziernetzwerkes aus Glas-
perlen und Schnüren in einigen Stücken noch erhalten. Auch
Griechen und Römer liebten diesen Schmuck und in Indien ist
er in ähnlicher Art noch heute gebräuchlich. Ferner erzählen uns
dic alten Schriftsteller von Netzen, die im Dienste des Krieges
(als Harnisch) und zu Zwecken der Jagd und Fischerei (als Fang-
netze) benützt worden sind; die letztern waren mitunter trotz ihrer
Festigkeit so fein, dass ein einzelner ltIann davon soviel zu tragen
im Stande war, als genügte, einen WVald zu umstellen. In allen
diesen Fällen ist vom Netzwerke die Rede, also solchem Geknüpfe,
bei dem die Lösung einer Masche nicht die Lösung des ganzen Systems
bedingt; aber auch das Wirkwerk ist den Alten bekannt gewesen;
wenigstens wissen wir von einer Art Tricot-Beinkleidung, welche
gestrickt (gestrickt ist im wesentlichen identisch mit gewirkt) ge-
wesen sein dürfte und von den assyrischen Kriegern getragen wurde.
Die WVirk- (Strumpf-) WVarenindustrie, welche sich heutigen
Tages einer sehr allgemeinen Verbreitung, zumal in England, Frank-
reich, Sachsen und Böhmen erfreut, wird fabriksmäßig mittelst eigener
Maschinen (Stühle) betrieben. Es werden entweder glatte Stücke
geliefert (nach Analogie der Gewebe), aus welchen die Waren erst
zugeschnitten werden müssen, oder solche von bestimmter Form
(fagonierte), welche dann an den passenden Stellen zusammengefügt
werden; endlich werden auch auf dem sogenannten Rundstuhl
schlauchförmige, entweder bloß gleichmäßig cylindrische oder selbst
fagonierte Stücke gewirkt, wie z. B. ein fertiger Strumpf. Es kann
Feldegg, Grundriss der kunstgewerbl. Formenlehre. 4