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ein streng mathematisch controllierbares Gesetz ist, welchen man
gegebenen Falls auch auf co nstructivem Wege zu entsprechen
vermöehte, vielmehr, dass alle allerdings sehr zahlreichen!
Versuche dies zu erzwingen, zu. keinem befriedigenden Resultate ge-
führt haben.
Wenn es dennoch wahr ist, dass für eine ganze Gruppe von
Kunstgebilden bestimmte Zahlenwerte als Grundlage einer ästhe-
tischen Regel gefunden worden sind, und ich erinnere hier an
die Säulenordnungen, bei welchen der untere Säulendurchmesser
das Maß ist für eine ganze Reihe von Dimensionen, so ist. dies des-
halb zunächst nur so zu verstehen, dass diese Schönheitsregeln hiebei
nicht aus den Zahlen gefolgert worden, sondern Vielmehr diese Zahlen
das Secundäre sind, welches
w " 3„ 2A, dem schon fertigen Kunst-
3 '22 werke empirisch angepasst
Ü K wurde.
Und so verhalt es sich
Nil ' w" w überall, wo Schönheits- d. h.
l ' 1 j Proportionalitätsgesetze durch
l Ä ein Zahlen- oder Constructions-
"MWJIH" system scheinbar begründet
73"" werden; denn erfahrungs-
gemäß erst und nachdem das
künstlerische Gefühl entschie-
Fußboden-Maiolika. Sienmlfndahrhdt. den hat? ist änan im Sgandev
gewisse as sc ön ereits
anerkannte Verhältnisse auch annähernd in Zahlenwerten aus-
zudrücken; aber hierbei ist es keineswegs ein den Zahlen inne-
wohnendes Gesetz, welches solcherart und gleichsam bildnerisch
zum Ausdrucke gelangte, sondern diese Zahlenwerte sind vielmehr
(z. B. bei den Säulenordnungen) ein" rein mnemonisches Hilfsmittel,
d. h. zur Unterstützung des Gedächtnisses und gleichsam als Krücke
für das im Erwägen von Verhältnissen noch ungeübte Auge auf-
gestellt.
Sehr verschieden von einer theoretischen Erörterung propor-
tionaler Schönheitsregeln sind dagegen eine Reihe von Wahrneh-
mungen, welche, obgleich nicht geradezu unter den Begriff des
Verhältnisses zu bringen, doch unmittelbar mit demselben in Zusammen-
hang stehen. Diese Regeln, welche zum Theile selbst darauf Anspruch
erheben können, als allgemeine, natürliche Bildungsgesetze zu gelten,