Volltext: Grundriss der kunstgewerblichen Formenlehre

dieselbe hineingeschoben. Hat der Deckel deshalb eine weite Mün- 
dung zur Voraussetzung, so bedingt der Pfropfen eine enge. 
Im Übrigen ist er mit dem Deckel gleicher Funetion. 
Eintheilung 
der 
Gefäße. 
(Deren 
wichtigste 
Typßni 
Obgleich durch die oben dargelegte ornamentale Grundidee 
jedweden Gefäßes  als eines "Umfassenden"  der allgemeine 
keramische Typus festgestellt erscheint, so bleibt dennoch für die 
verschiedenen speciellen Zwecke, welchen die einzelnen Gefäße zu 
dienen haben, eine ganze, großeAuswahl von Formen, gewisser- 
maßen V'ariati0nen jenes Grundtypus zu unterscheiden übrig.  YVir 
wollen die wichtigsten derselben auf Grundlage der von Semper 
getroffenen Eintheilung einer kurzen Besprechung unterziehen und 
hiezu im Allgemeinen bloß bemerken, dass die anzuführenden vier 
verschiedenen Gattungsmerkmale zwecklicher Natur sich keines- 
wegs durchaus gesondert an den einzelnen Gefäßen, sondern viel- 
mehr in der Regel mehrere mit einander vereinigt vorfinden,  
solcherart insgesammt den Grundcharakter eines Gefäßes mitbe- 
stimmend. 
Erste Gruppe: Die Urfunction des Gefäßes allein und ohne 
Nebenzweck zum Ausdrucke bringend. Gefäßtypus: das Füllgefäß, 
das Fass, das Reservoir. 
Zweite Gruppe: Der erstere Zweck verbindet sich mit einem 
zweiten, dem Wiedergeben des bereits Umfassten. Gefäßtypus: das 
Gussgefäß, die Kanne, der Krug u. s. w. 
Dritte Gruppe: Gewissermaßen einen Nebenzweck in der ge- 
sammten Manipulation mit Flüssigkeiten erfüllend, nämlich das Über- 
leiten. Gefäßtypus: der Trichter. 
Vierte Gruppe: Zur Handhabung des Sehöpfens sich eignend. 
Gefaßtypus: das Schöpfgefäß, der Eimer, auch der Löffel. 
Füllgefaße. 1. Die Amphora; ein Gefäß antiken Ur- 
sprungs,1) bestimmt, Wein zu praktischen und culturellem Zwecke 
aufzunehmen.  Ühne Fußgliederung in seiner ursprünglichen Form, 
1) Wenn in Naehfolgendem insbesondere die antiken Formen berücksichtigt 
werden, so geschieht es, weil der Antike in der Keramik kein zweiter Stil überlegen 
ist, weder den Reichthum noch die Schönheit der Bildungen anbelangend.
	        
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