ehen.1) Aber auch die Technik als solche, also die manuelle Procedur,
übt ihren bestimmenden EinHuss auf die Gestaltung dieser Art kera-
mischer Productc. Man kann diesen Einfluss nicht treffender charakte-
risieren als Seinper in der "Keramik" seines Hauptwerkes, weshalb
diese ganze Stelle hier wiedergegeben werden mag. (Siehe Semper
II. Bd., Seite 206)?) .
Zu dem oben geschilderten Process mit der Glaspfeife tritt nun
noch als nothwendige Ergänzung hiezu die Modellierung und An-
schweißung der dem Gefäß anhaftenden Garnitur, also der Füße,
des Henkels oder etwaiger plastischer Decorationen. Das weiche
Glas, obwohl sehr plastisch, gestattet inzwischen keine directe Be-
rührung mit der Hand, so dass sich der Glasarbeiter gewisser Instru-
mente (hauptsächlich der Zange zum Festhalten der Glasinasse) beim
Modellieren bedienen muss. Diese Einschränkung voller künstlerischer
Freiheit ist nun gleichfalls mit eine der Stilbedingungen der Glas-
keramik, zumal in ihrer plastischen Decoration, deren Charakter daher
(außer in der schon früher erwähnten improvisierten Unmittelbarkeit)
auch noch in einer gewissen primitiven Ungezwungenheit, fast zur
Hälfte hervorgegangen aus den natürlichen Kräften des Glases,
bestehen wird.
3. Abkühlen. Das Abkühlen der fertigen Glaswaren, womit
zugleich deren natürliche Erhartung eintritt, muss allmählich vor sich
gehen, da plötzlich abgekühltes Glas sehr spröde und gebrechlich ist.
Über das kunsttechnische Moment dieses Gegenstandes und den hier
obwaltenden Gegensatz zwischen Thon- und Glaswaren wurde das
Nötlhige schon eingangs dieses Capitels (Seite 152) beigebracht, wo-
rauf zu verweisen hier genügt.
Bevor wir aber diesen Abschnitt und damit das ganze Capitel
über das technische Product der Keramik beschließen, sei der Voll-
1) Da. es hauptsächlich die Zähigkeit und Dehnbarkeit der Masse sind, welche
bei der Glasbläserei zur Verwertung gelangen, so wird Gestrecktheit und Schlankheit
der Form das unmittelharste Stilerfordernis der geblasenen Glasware sein.
2) "Der Rotationsprocess in der Töpferei begünstigt den ringförmigen Schmuck
und die Eintheilung der Gcfälloberilächen in horizontal-parallele Zonen. Dagegen
sind der Blasprocess, wobei immer eine Hauptrichtung des Luftdrucks nach der
Axe der Pfeife und eine Verlängerung der Glasblase in diesem Sinne entsteht, und der
Streckprocess, der bei der Glasmacherei so thätig mitwirkt, im WVidei-spruclz
damit; vielmehr begünstigen sie die Eintheilung der Gefäßwände in comparti-
mente Streifen, Riefen u. dgL, die sich von oben nach unten entwickeln und in der
Basis concentriscll zusammenlaufen, wozu noch die spiralische Drehung dieser
Motive, ein dem Glasmacher sehr bequemer Handgriff, als bereicherndes decoratives
Mittel hinzutritt."