unter dem Einflusse der Renaissance jener typische und echte kera-
mische Glasstil, welchem nach das Glas nicht in seiner Eigen-
schaft als harter Bildstofi, sondern in seiner speciiischen Iloppelnatur
als schmelzbarliüssiger, dehn-, schweiß-, löthbarer und erhärtungs-
fähiger Bildstoff Verwendung findet.
Das venetianische Glas wurde ausschließlich geblasen und
im halbflüssigen Zustande durch Drehen und Wenden der Pfeife
mit Hilfe der Pincette plastisch geformt. Dementsprechend nehmen
die Glasgefäße weiche. runde, geschmeidige, mitunter phantastisch
geschwungene Formen von unvergleichlicher Anmuth, Zartheit und
Leichtigkeit an, die vermöge der Freiheit der Erfindung, welche
diese Technik gewährt, im hohen Maße den Reiz des Originellen
und Capriziösen haben.
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Antiker Glaskrug.
Antike Glasüasche.
Zur Verzierung der Gefäße bediente sich die venetianische Glas-
maeherkunst der alten Millefiori- und Filigrantechnik, dieselbe aber
viel freier und mannigfaltiger verwendend, als selbst die Antike. 1)
Als ornamentale Grundprincipien dieses Stiles ergeben sich:
Größte Feinheit (Dünne) des Glases (wie solche eben nur diesem
Stoffe möglich ist) bei freier, unmittelbarer, (um nicht zu sagen impro-
visierter) Form.
1) Im allgemeinen ist die Verwandtschaft zwischen venetianischer und antiker
Glaskunst unverkennbar. Siehe darüber die beistehenden Beispiele venetianischer
und antiker Gläser.