Insbesondere strebt man ein dichteres Korn, d. h. größere Härte,
und eine erhöhte Feuerbeständigkeit an; die Gefäßwandtingen werden
dünner, die Formen zierlicher und auch die Farbe verändert sich;
an Stelle des schmutzig-graubräunlichen Thongrundes tritt ein feuri-
ges Orangegelb, das Schwarz dagegen erhält nicht selten einen
gelinden Stich ins Grünliche. Anfänglich dient das Orange des
Thongrundes der Malerei als Localton, von welchem sich die Zeich-
nung schwarz abhebt. Später ändert sich die Technik dahin, dass
man die Figuren im gelben Thongrund ausspart und die Zwischen-
räume mit Schwarz ausfüllt.
Neben dieser in der Farbe beschränkten Keramik gab es in
Hellas auch noch eine polychrome Kunst, welche, mit jener parallel
laufend und mit ihr gleichzeitig den Höhepunkt hellenischer Kunst-
entivicklung erreichend, schließlich zur herrschenden wird. Sie leitet
sich in ihrem Prineipe direct von der obenerwähnten uralten Methode
der Bemalung auf weißen Pfeifenthongrund her und steht mit ihrer
Technik im engsten Zusammenhange mit der zur Blütezeit Athens
in der Architektur und Sculptur allgemein geübten enkaustischen
Polychromieß)
Die römische Keramik steht hinsichtlich des Materials auf der
gleichen Stufe mit der hellenischen und acrzeptiert, obgleich in ihren
künstlerischen Principien sich an die uralte plastische Methode ane
lehnend, sowohl die Töpferscheibe als auch die Glasur, beide mit
Geschick und technischer Vollendung beherrschend.
Das Mittelalter war der Keramik im Allgemeinen nicht günstig.
Nur das südliche und mittlere Deutschland betrieben eigentliche
Kunsttöpferei, indem sie eine mürbe, plastisch decorierte Thonwaare,
welche mit einer dicken, durchsichtigen und farbigen Bleiglasur
überzogen war, erzeugten. In technischer Beziehung verwandt mit
diesen Erzeugnissen ist unsere heutige sogenannte gemeine Töpfer-
ware, welche dem Zwecke der gewöhnlichen Haushaltung und
Küche dient. Man unterscheidet eine Weiß- und eine Brauntöpfer-
ware. Zur Herstellung der ersteren benutzt man gewöhnlichen
Gebiete der Holztektonik, dessen sich die Drechslerei nunmehr theilweise bemäch-
tigt, das Auftreten eines zierlicheren Stiles. Unverkennbar sind die bei manchen
Formentypen der Drechslerei zu leisem Ausdruck kommenden Anklänge an kerar
mische Formen.
1) Diese Art Malerei bedient sich nach Semper einer vielfarbigen harzigen,
mehr oder weniger undurchsichtigen Paste, welche außer Wachs, Kieselerde ent-
hält, und deren Befestigung bei einem nur sehr geringen Hitzegrad vor sich geht.