aufgefasst werden, indem sie über die variable Grenze der Benützung
liinausreicht und (von dieser an) keinen weiteren structiven Zweck zu
erfüllen hat. Dieses tektonische Moment hat denn auch der Möbel-
bau zu allen Zeiten mit richtigem Gefühl erfasst und die Lehne in
ihrem obern Theil mit Vorliebe einer reichen und passenden orna-
mentalen Durchbildung unterworfen. Wappen und lieraldische Ver-
zierungen wechseln mit mannigfaltigen ornamentalen Typen, welche
nicht selten direct die Idee der freien Endigung ausdrücken, wie
zapfenartige Knäufe, Köpfe u. dgl. Wie immer, wenn die orna-
mentale Form von structiver Zweckdienlichkeit befreit ist, so wird
sie auch hier mit Vorliebe symbolisierend, d. h. sucht dem engeren
Bestimmungszweck des Gegen-
stands zum Ausdruck zu verhel-
ä" fen, wie in den schon erwähnten
g?" Wappenverzierungcn.
l i l Aber selbst über den Umfang
M" 9 dieser gleichsam nur spielenden
x i- Symbolik hinaus vermag der Sitz
f" .2 x durch die Lehne zum Gegenstand
E; jener höhern Art von Versinnbild-
5 l lichun zu werden vermö e wel-
gi cher e? in seiner Geisammthäit zum
ixwx M Clud
ß i, Ausdiuc einei ganzen 'u tuii ee
e et wird, wie dies im Tlironsitz, diesem
l Symbol souveräner Staatsgewalt,
"Wmm" -ä sich klar auss riclit. Welcher in-
W nere Zusammdhbang diesem Ver-
1 [V1 1,1 all liältnisse zu Grunde liegt, habe
Stuhllehne. Italien. Renaissance, 1G. Jahrhndt. Oben zu elklaxen Vel-
Haben wir solcherart in der freien Endigung der Lchnl:
'eni en Theil des Sessels erkannt, welcher, über den Zwec 0
ilektänischer Construction hinausragend, den Sitz völlig zum Ausdruck
eines ganzen Culturgedankens erhebt, so müssen wir in den nun zu
besprechenden Stuhlbeinen wieder einen rein tektonischen Möbeltheil
erblicken. Da diesem aber als Stütze des tektonischen Gerüstes eine
mehr allgemeine Bedeutung zukommt, so sei es gestattet, auch eine
solche in den Rahmen unserer speciellen Untersuchung des Sitz-
möbels -miteinzubeziehen.