Volltext: Grundriss der kunstgewerblichen Formenlehre

Man fasse darnaeh zunächst die untergeordneten Theile des 
Sitzes in ihrer Stellung zum Haupttlieil, der Sitzfliiche, ins Auge und 
unterordne sie nachträglich überdies den Forderungen der Bequem- 
lichkeit und Zweckangeinessenlieit, wie sie die menschliche Gestalt 
an und für sich erfordert. Wenigstens wird man auf diese Weise 
den für jedes Kunstwerk so wichtigen innern Zusammenhang und die 
Dominante (den Höhepunkt) seiner Construction gefunden haben. 
Kaum, dass das Möbelwesen sich von dem trockenen Construc- 
tionsschema der Gothik emancipiert hatte und der Wohlthat des 
Kunstaufschwunges der Renaissance theilhaftig geworden war,  
als auch schon die Sitzfräche 
in ihrer hervorragenden, stil- i, R 
gerechten Bedeutung fur den M, 30x VNQER 
Sessel erkanntoder doch we- iinxlsäxlhäzjgdifßwn 
nigstens geahnt WurdeÄVäh-  V13  533-51 
rend im Gothischen alles  " 
eher als die eigentliche Sitz-   S1 (I? 
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doch vollig untergeordneten, 32-. 1'      
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ihren Functionen angemes-     
senen reichen ornamentalen    
Verzierung waren, während-   
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dessen der Sitz der unterge-  g   still  
ordnetste und unscheinbarste ÄLV  
Theil des ganzen Möbels, h; I!   
gleichsam das nothwendige nenaissance.sfuhl,  
Anhängsel dieses ganzen, in 
eitlem Selbstzweck sich brüstenden Werkes der Schnitzerei blieb, 
 erhob die Renaissance durch, die Einführung des Polstersitzes 
diesen selbst zum Mittelpunkte der ganzen tektonischen Constructionß) 
1) Man wende nicht ein, dass dieser Fortschritt lediglich eine dem grüßen-n 
Luxus, vielleicht gar der größern Verweichlichung der Zeit gemäße, tektonisch 
geringfügige Neuerung sei. Den Sitz bequem zu machen hat eben euch die frühere 
Zeit nicht verschmäht. Aber dass die Renaissance dieser größeren Bequemlichkeit 
zu einer stilgerechten und bewussten Gestaltung verholfen hat, dies beweist eben
	        
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