In dem nun folgenden Abschnitte wird über die kunstgesehicht-
liehe Seite dieses Gegenstandes noch Einiges nachgetragen werden,
trotzdem gerade dieser in unsern Betrachtungen principiell eine
Nebenrolle zugetheilt erscheint.
Das
Schmiedeisengitter.
Die ornamentale Formenlehre lässt uns das sehmiedeiserne Gitter
nach einer zweifachen Bedeutung erscheinen, _je nachdem wir es
seiner allgemein-formalen Idee oder seiner structiv-technischen Natur
nach ins Auge fassen, ilämlich:
als durchbrochene Wand 1) und
als untertheilte Rahme. S)
In diesem Sinne kann nicht geleugnet werden, dass im Grunde
genommen das Schmiedeisengitter, als Gesammtwerlt betrachtet, den
Gedanken des Metallstils nur sehr uneigentlich ausdrückt. Denn
weder die Wand, noch das untertheilte Rahmenwerl: ist ursprüng-
lich und gänzlich dem Metallstil eigen. Vielmehr gehört jene ganz
entschieden dem Gebiete der textilen Formensprache, dieses dagegen
nur insoweit dem Metallstil an, als sich das Metall eben auch zur
rostahnlichen Zusammenfügung eignet, eine Eigenschaft, die es aber
gänzlich mit dem, überdies die Priorität hier mit vollem Rechte
beanspruchenden Holze gemein hat, dem Holze, das doch sonst in
vielen Dingen zu den Antagonisten des Metalls zählt. Die eigentliche
metallotechnisehe Idee liegt beim Sehmiedeisengitter dagegen gänz-
lich in der Detail-Durchbildung; denn die Art und Weise der Zu-
sanimenfügung, sowie die sich daraus ergebende Linienführung, wie
nicht minder endlich das ornamentale Element des Eisengitters (die
Spirale) sind specitisch dem Metallstil eigenthümlieh und wird in
Folgendem darauf Bedacht genommen werden. Der zweifachen Be-
deutung als Wand und Rahmenwerk entspricht dessen ungeachtet
jedes stilgerecht componierte Gitter, entsprechen vor allem die
Meisterwerke dieses Kunstgewerbes, wie das 16- und 17- Jahrhun-
dert sie hervorbrachte.
Als durchbroehene WVand hat jedes Gitter in der Hauptsache
den Zweck, einen Raum abzuschließen, jedoch zum Unterschiede
von der vollen WVand so, dass dem freien Eintritt von Licht und
1) Siehe darüber den Abschnitt "Wand" in dem Capitel „texti]e Formen" und
2) den Abschnitt „die Tektonik ein structixwes NVerk" in diesem Capitel, dessen
Kenntnis hier vorausgesetzt werden muss.