hölzernes, ganz entsprechend dem, dass anderseits unsere modernen
Möbel aus gebogenem Holze eben nicht Holz-, sondern Metallstil
sind, woran die materielle Möglichkeit, Holz zu biegen, nicht das
Geringste ändert; denn die Kunst richtet sich in ihren Gestaltungen,
nicht nach den Aussagen der gleichsam auf die Folter gespannten
Natur, und die außerordentlichsten Leistungen, auf diese Weise der
Natur erpresst, sind ihr gleiehgiltig, ja verhasst. Die glänzendsten Er-
findungen und Siege der technischen Wissenschaft sind in diesem Sinne
leider nur zu oft die empfindlichsten Niederlagen der Kunst gewesen!
Die bis zur letzten geometrischen Consequenz fortgeführte
elastische Linie ist die Spirale. Sie ist der Repräsentant elastisch-
federnder Kraft. Die Resultante zwischen zwei constant wirkenden,
verschiedenen Bewegungs- respeetive Kraftrichtungen ist zunächst und
unter allen Umständen eine gesetzmäßig verlaufende continuirliche
Curve. Dieselbe kann in ihrer Gesammtheit, rein mathematisch ge-
nommen, von bloß endlicher Länge oder unendlich lang sein. Für
die auf dem Boden voller Realität stehende bildende Kunst hat nur
der erste Fall Bedeutung. Soll die Curve innerhalb endlicher Grenzen
bleiben, so ergibt sich die Nothwentligkeit einer wenigstens näherungs-
weisen Rückkehr zum Ausgangspunkte. Dieser Forderung entspricht
unter den in sich geschlossenen Kegelschnittslinien, die Ellipse (resp.
der Kreis), unter den nicht geschlossenen Curven die Spirallinie.
Während im Kreis nun durch die völlige Rückkehr zum Ausgangs-
punkte eine Unterstützung des federnden Endes herbeigeführt wird,
bleibt in der am eignen Ausgangspunkte vorübergleitenden und so
gleichsam die Gelegenheit zur Erstarrung verpassenden Spirale die
Idee der elastischen Linie vollständig erhalten.
Dieser eminenten Eigenschaft der Spirale, die elastische Kraft
sinnfällig zu repräsentieren, ist in der hervorragenden Verwendung
dieser Linie im Metallstil Rechnung getragen. Die Spirallinie ist
demgemäß das wesentlichste Formelement des Inetalli_
sehen Stabwerkes.
An der ursprünglichen Verwendung dieser Form im Metallstil
darf nach all' dem nicht gezweifelt werden. Die Frage kann nur
sein, ob die technische Nothwendigkeit hiebei vorhergegangen ist,
oder aber jene Form aus rein ästhetisch-formalen Gründen und sozu-
sagen apriorisch ihre ornamentale Stellung erlangt hat.
Es ist keine Frage, dass eine Form wie die Spirale zu jenen
Urgebilden gerechnet werden muss, welche das menschliche Auge
gleichsam unwillkürlich auf sich lenken. Dafür spricht auch die so