Volltext: Grundriss der kunstgewerblichen Formenlehre

i" Das Brett ist infolge seiner Flächexlausdehntmg dem Textilpro- 
ducte verwandt und seine ornamentalen Gesetze befinden sich daher 
nothwendig in Übereinstimmung mit denen des Flächenmusters.  
Das Brett liefert entweder die (constructiv zwar unwirksame 
aber selbstständige) Füllung in dem Typus des Rahmenwerks mit 
Füllung (worüber weiter unten das nähere) oder aber es ist bloßes 
Verkleidungsmittel und als solches in zweierlei übrigens verwand- 
ten Techniken in Verwendung, nämlich als Intarso- und Fourni- 
tourholz. 
Die letztere Technik, in der Idee zweifellos die ursprünglicher-e, 
beruht darauf, dass Hölzer von minderem Wert durch wertvolle 
Hölzer überkleidet werden, was durch Aufleimen eines dünnen Brettes 
auf die massiven Theile der Construction geschieht,  ein Verfahren, 
dessen Grundgedanke in völliger Übereinstimmung ist mit dem Ver- 
kleidungslarincipe der Wand, des Fußbodens etc. mit textilen Stoffen, 
welches wir in dem vorigen Capitel dargelegt haben. 
Eine Ableitung und gleichsam ornamentale Erweiterung des 
Fournierens ist die Kunst des Intarso, in welcher aus den Fournier- 
hölzern Muster ausgeschnitten und sodann 1nit passenden Stücken 
einer zweiten Holzart ausgefüllt werden.  (Siehe darüber die Illu- 
stration in dem Abschnitt „Flachornamentff Seite 64).  Beide 
Techniken, obgleich in der Antike in Anwendung, wurden in unserer 
Zeit doch erst von der Renaissance wieder aufgenommen, deren frei- 
malerische Auffassung des Möbels in den Füllungen den angemesse- 
nen Ort zur Entfaltung der Holzflächenkunst erkannte. 
Die ersten eingelegten Holzarbeiten, sogenannte Marquetterien, 
waren in der Form noch linearisch und in der Farbe einfach weiß und 
schwarz gehalten; erst im 15. Jahrhundert entfaltete sich mit dem 
allgemeinen Aufschwung der Kunst in Italien auch das Intarso zu je- 
ner großartigen, in der Linie freien und der Farbe reichen Orna- 
mentik, welche den italienischen Möbelstil so sehr auszeichnet und 
den italienischen Kunsttischlern zum guten Theil ihren damaligen 
großen Weltruf cinbrachte. 
Bemalen des Holzes. Eine letzte hervorragende Eigenschaft 
des Holzes, welche mit der eben geschilderten Technik eine gewisse 
künstlerische Verwandtschaft hat, ja zweifellos (außer den technischen 
Gründen) als erste Anregung derselben gelten kann, ist die Fähig- 
keit des Holzes, sich bemalen zu lassen. 
Semper lässt die Bemalung des Holzes ursprünglich aus der 
Absicht hervorgehen, dem Holze durch gewisse Lack- und Farben-
	        
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