Berufstrachten.
Von den eben geschilderten Factoren grundsätzlich verschieden
müssen wir jene Bedingungen im Kleiderwesen bezeichnen, welche die
freie Selbstbestimmung einzelner Menschen zur Voraussetzung
haben; es sind diejenigen, welche aus der Berufsbeschäiftigung her-
vorgehen und im ganzen für die meisten Völker die gleichen sind.
Erst in Verbindung mit der nationalen Eigenthümliehkeit eines
Volkes ergeben sich auch hier Unterschiede, wie sie uns z. B. bei
der Kriegertraeht und anderen Berufstraehten verschiedener Völker
entgegentreten. Diese Art der Costümbildung ist aber bei weitem
abhängiger von dem allgemeinen Zuge der Zeit, ihren Errungen-
schaften und Bestrebungen, als jene oben geschilderte nationale.
Denn der menschliche Beruf, indem er eine Wissenschaft, eine Kunst,
ein Gewerbe oder sonst eine Beschäftigung zur Voraussetzung hat,
richtet sich wie diese nach dem Schritte der Zeit. 1)
Indem hier aber die Entwicklung des Costüms in ihren Ursachen
verknüpft ist mit der Veränderung der Cultur, wird sie zur Mode,
welche nichts anderes ist, als die im Einklange mit der Zeit befind-
liche Bekleidungsweise des Einzelnen.
Darausfolgende
allgemeine Grundsätze
unserer Zeit.
für
die Tracht
YVir haben nach alledem dreierlei Stilerfordernisse zu unter-
scheiden, welche die Tracht einer Zeit und eines Volkes bestimmen:
1. Allgemeine Stilerfordernisse, 2. Klimatische (locale) und 3. Cul-
tureile.
Die Erstem: Sie sind naturgemäß die constantesten und von
der Culturbewegung und dem Klima nur insofern abhängig, als diese
beiden auf die Textilproduction einen Einfluss nehmen. Die Art
des Stoffes nämlich macht einen gewissen Unterschied in der Art
seiner Verwendung im Gewande nothwendig und beeinflusst dadurch
den Zuschnitt desselben; doch wirddieser Einfluss gegenüber den
oben angeführten allgemeinen Merkmalen des Gewandes von relativ
geringer Bedeutung sein. Speeiell unsere Zeit und ihren aus die-
sem Verhältnis resultierenden Costüm-Charakter anbelangend, kann
gesagt werden, dass die Textilproduction, insbesondere was die
XVelch ein NViderspruch wäre in diesem Sinne z. B. heute ein stahigepanzerter
Krieger, da, die moderne Schusswaffe jedes metallenen Schutzes spottet.