die Verzierung als äufserliches, getrenntes Beiwerk, das die Form
eines Rahmens oder einer freien Endigung annimmt. In der
zweiten Weise werden hauptsächlich die Anfangsbuchstaben oder
Initialen verziert (vergl. die Tafeln); dieses Prinzip hat dem
ersten gegenüber manches voraus. Werden Farben und Metalle
zur Ausstattung verwendet, so läfst sich unter anderm der eigent-
liche Schriftzug von der Ornamentik klar und einfach auseinander-
halten. Die hauptsächlich aus den Klöstern hervorgegangenen
Bücherverzierungen des Mittelalters sind eine herrliche Fundgrube
in dieser Beziehung. Gold, Blau und Rot sind die meistver-
wendeten Tinkturen, wobei der Körper des Initials meist in
poliertem Gold gehalten ist, während die zierenden Schnörkel
und Ranken in Farbe zugefügt werden. Aber auch köstliche
und mit Liebe gemalte Miniaturen figürlicher Art treten hinzu
und illustrieren gewissermaßen den Inhalt der Schriften. Die
Renaissance hat nach Erfindung __der Buchdruckerkunst die Sache
im Prinzip beibehalten mit den Anderungen, die durch den Druck
notwendig bedingt waren. Die Ranken und Schnörkel mufsten
räumlich beschränkt werden; da sie das Papier oder Pergament
nicht mehr beliebig überziehen konnten, wurden sie auf bestimmte,
meist rechteckige oder quadratische Plätze zusammengefafst. An-
Stelle der farbigen Darstellung trat der schwarze nach Art der
Federzeichnung gestaltete Druck verzierter Initialen, Vignetten,
Kopfleisten und Schlufsstücke.
Es waren nicht selten Künstler ersten Ranges, welche die
Entwürfe der Typen und Zierstücke besorgten. Einem mehr-
farbigen Druck boten sich begreiflicherweise Schwierigkeiten,
doch sind zweifarbige Drucke in Rot und Schwarz nicht selten,
wobei das Rot den hervorzuhebenden Teilen gewidmet wurde,
wie das ja ähnlich heute noch gemacht wird. Der Schriftver-
zierung wurde vielfach so viel Platz eingeräumt, dafs der Text
die Nebensache wurde. Beispielsweise sei an die Randver-
zierungen Albrecht Dürers zum Gebetbuch des Kaisers
Maximilian erinnert.
Die Verfallstile der Renaissance brachten auch dieser Schrift,-
verzierung den Verfall, so dafs schliefslich eine grofse Nüchtern-
heit. an deren Stelle trat, aus der sich erst die allerneueste Zeit
wieder herauszuretten sucht. Es gehört nicht hieher, zu unter-
suchen, 0b all die eingeschlagenen Wege zur Besserung gerade
die richtigen sind. Die modernen Erfindungen und Hilfsmittel
erleichtern die Schriftverzierung wesentlich; sie haben aber
mancherlei Bedenkliches gebracht. Dazu gehört unter Anderm
das Zusammensetzen von Zierleisten und Umrahmungen aus
fabrikmäfsig hergestellten Einzelteilen, wie wir es alle Tage
sehen können. Es ist ja offenbar bequem und billig, die Schrift-
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