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Zweiter Abschnitt.
Die verschiedenen Liebhaberkünste.
letztern Fall oder in den beiden letzten Fällen Papier oder
Leinwand, Tafelgelatine, Glimmer etc.
Die Wirkung im auffallenden, also nicht durchfallenden
Licht ist wesentlich geringer und im allgemeinen ohne Bedeu-
tung, so dafs auf diese Art nur kleine, zierliche Pflanzen auf
schwarzem Karton eine ordentliche Wirkung erzielen, wofür die
bekannten, mit Alpenkräutern geschmückten Grüfse aus der
Schweiz und aus Tirol ein Beleg sind. Demnach wird sich die
praktische Anwendung hauptsächlich auf die oben erwähnten Fälle
beschränken.
Zum Pressen eignen sich naturgemiifs nur bestimmte Arten
von Pflanzen. Nicht geeignet sind diejenigen, welche zu hart
und holzig sind oder filzige und lederartige Blätter haben, wie
der gewöhnliche Epheu, weil sie eben zu wenig durchscheinend
sind; ferner die Pflanzen mit fleischigen und vollsaftigen Stielen
und Blättern, wie die Succulenten, Tradescantien, Blattbegonien
u. a., weil beim Pressen der Saft sich ausquetscht und Form und
Farbe zu verderben pflegt. Pflanzen, Welche sehr elastische Teile
aufweisen, haben das Mifsliche, dal's sie, wenn sie beim Aufkleben
nafs werden, in die natürliche Form zurückkehren, aus der Ebene
heraustreten oder "aufstehen" (Froschlöffel etc.). Andere wieder
haben die Eigenschaft, dafs sie nach dem Trocknen zu leicht zer-
brechen, wie z. B. die Spargelblätter, die sonst Wohl zu ver-
wenden wären.
Aus den verbleibenden Arten, die sich zum Pressen eignen,
haben für den in Frage kommenden Zweck aber nur diejenigen
eine Bedeutung, welche in ihrem Aufbau, in ihren Umrissen
ornamental veranlagt sind und die nötige Eleganz und Zierlich-
keit der Erscheinung besitzen.
Hieher zu zählen sind in erster Linie die Gräser, die
Farne, einzelne Moose, die Fingerkräuter, die sternblättrigen
Pflanzen, die Ranunculaceen oder Hahnenfufsarten, die wild-
wachsenden Geranien, die Glockenblumen, die Doldenblütler, die
Zweige und Blätter der Sträucher und Bäume und vor allem die
verschiedenen Schlinggewächse und Kletterpflanzen. Sehr
dekorativ aus der Zahl der letztern sind die Rebe und der wilde
Wein, die Zaunrübe, der Hopfen, die Himbeer- und Brombeer-
staude, die Winden, die Wicken, die Gundelrebe, die Waldrebe
(Clematis), Glycine, Cobaea, Micania scandens (sog. Zimmer-
epheu), die Passionsblumen u. s. w. Auch die Blätter von Bam-
busa (Bambus), Caryota urens, Acacia etc. geben gute Effekte.
Die Blumen der Pflanzen, die ihrer Farbe wegen gerade in
hervorragender Weise auszunützen wären, können vielfach leider
deshalb nicht in Betracht kommen, weil ihre zentrale Anlage
beim Pressen eine unschöne Formveränderung bis zur Unkennt-