Die Formerei.
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mufs, damit er nicht zerbricht. Man entfernt zunächst den Wachs-
oder Thonrand und hilft nötigenfalls durch Aufklopfen mit einem
stumpfen Instrument bei der Loslösung nach. Die so erhaltene
Form läfst man nun völlig trocknen, was je nach der Gröfse ein
oder mehrere Tage Zeit in Anspruch nimmt, wenn man nicht
durch künstliche Wärme nachhilft.
Um aus der getrockneten Form einen Abgufs herzustellen,
mufs die Oberfläche so behandelt werden, dafs Form und Abgufs
sich wieder leicht von einander lösen. Dazu dienen Verschiedene
Mittel. Gründliche Verfahren sind das Einlassen in Stearin oder
Leinöl, was geschieht, indem man die Form in die warm ge-
machten genannten Stoffe einlegt und damit tränkt. Ein anderes
Mittel ist das Überstreichen mit Schellackfirnis und das einfachste
ist das Anpinseln oder Einreiben mit zartem Schweinefett oder
mit Olivenöl. Auch ein Bestreichen mit Seifenwasser (venetia-
nische Seife) thut ähnliche Dienste. Schliefslich genügt es auch,
die Form gründlich nafs zu machen, indem man sie in Wasser
legt, bis sie sich vollständig vollgesaugt hat. Nun erhält die
fertige Form wieder ihren Rand und der eigentliche Ausgufs wird
hergestellt wie oben angegeben. Will man mehrere Abgüsse
machen, so ist die Form jeweils wieder einzureiben oder zu
überpinseln. Alle diese Aufträge dürfen aber nicht so dick ge-
macht werden, dal's die Schärfe der Form oder der Abgüsse leidet.
Das gibt die Übung.
Sollen die Ausgüsse Henkel zum Aufhängen erhalten, so legt
man an der richtigen Stelle in den aufgetragenen
Gips, so lange er noch weich ist, gebogene
Drähte von der Form nach Fig. 184. Eisendraht
erzeugt im Gips Rostflecken; man nehme deshalb
ausgeglühten Messingdraht oder verzinkten Draht. Fi m4
Für kleine Abgüsse genügen auch eingelegte Drahäenkeffür
Schnüre- kleine Gipsabgüsse.
Am fertigen Abgufs (nafs oder trocken) schnei-
det man mit scharfem Messer überflüssige Kanten und Bärte und
andere Ungehörigkeiten sauber weg. Will man sich zum Schneiden
des Gipses ein eigenes Messer beschaffen, so hat es am besten
eine seitlich gebogene Spitze nach Fig. 185. Auch Stücke von
Fischhaut oder von Glaspapier lassen sich mit Vorteil zum Nach-
bessern in Anwendung bringen, ebenso Reparier- und Schabeisen
mit feingekerbten und gezackten Schneiden. Feilen sind ungeeignet,
da die Feilenhiebe sich alsbald mit Gips füllen, Woiiauf die Feile
nicht mehr angreift. (Fig. 186.)
Will man statt einer Medaille einen Gipsabgufs abformen, so
ist er zunächst zu reinigen und dann einzureiben, zu bestreichen
oder zu überpinseln, wie angegeben. Da saubere Originale hiebei
Meyer, Liebhaberkiinste. I6